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NEUE FREUNDE
Aralsk bis Kirgisistan
GASTFREUNDSCHAFT / 10. JUNI / TURKESTAN
PAUL
Gut zu wissen, dass es einen Ort gibt, an dem man willkommen ist! Oralbeck, ein gut ge-
launter Mann mit rundlichem Gesicht und Pfirsichbäckchen spazierte heute Morgen,
nachdem wir 20 Kilometer hinter uns gebracht haben, auf einem Dorfplatz mit seiner
kleinen Enkeltochter an der Hand auf uns zu und gab uns zu verstehen, dass wir herzlich
eingeladen seien, uns bei ihm frisch zu machen und mit ihm und seiner Familie zu Mittag
zu essen. Wir verstanden erst einmal gar nichts, denn er sprach viel und nicht gerade
langsam. Und wir waren zögerlich, denn manchmal kippt so eine freundliche Situation,
wie zum Beispiel vor ein paar Tagen, als wir uns mit ein paar Jugendlichen unterhalten
haben, die irgendwann gern einen unserer Helme haben wollten. Als wir meinten, das
ginge nicht, da wir sie noch bräuchten, hat der eine uns einen reichlich unsanften Schlag
auf den Helm gedonnert. Auf der anderen Seite hatte ich Nils Worte im Ohr: »Jungs, euer
ganzen Zeugs, die ganze blöde High-Tech-Ausrüstung, das könnt ihr doch voll vergessen,
das ist doch alles ersetzbar. Aber was nicht zu ersetzen ist, sind Bekanntschaften - Einla-
dungen von Leuten, die man auf der Reise trifft!« Diese Worte sind mir in den letzten Ta-
gen ziemlich viel im Kopf herumgegangen. Manchmal hecheln wir auf unser Ziel zu und
vergessen dabei, die Strecke zu genießen …
Außerdem - so enthusiastisch, wie er seine Botschaft vermittelte, konnten wir Oral-
becks Einladung schlecht ausschlagen, und ich bin heilfroh, dass wir es nicht getan haben!
So folgten wir dem kleinen Mann, der mit einer hüpfenden Enkelin an der linken Hand
forsch vor uns her marschierte und immer wieder Halt machte, um jemandem die Hand
zu schütteln und uns wie zwei hohe Staatsgäste vorzustellen. Soweit ich ihn verstanden
habe, ist es ihm ein wichtiges Anliegen, die deutsch-kasachische Freundschaft zu pflegen.
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