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dem auch ich noch in den Genuss einer Dusche gekommen bin, brechen wir um etwa
halb zwölf auf.
Entgegen unseren Erwartungen gibt es auch an den Straßenrestaurants der Route nach
Aralsk nur dürftige Möglichkeiten, etwas zu essen. Die Straße ist so wenig befahren, dass
es sich wohl nicht lohnt, viel zu kochen. Weil auch unsere Essensreserven zur Neige ge-
gangen sind, sitzen wir vor einem Haufen rauchender Kamelkacke und haben uns ein
Süppchen aus frischem Knoblauch und Brühwürfeln gemacht. Ein wenig Weißbrot und
Compressed Army Biscuits gibts dazu. In einiger Entfernung hört man »Nugget« piepen,
einen noch flugunfähigen Jungvogel, den wir von der Straße gerettet haben. Für ein
Süppchen war das Bündel aus Haut und Knochen nicht zu gebrauchen, mal davon abge-
sehen, dass wir es gar nicht übers Herz gebracht hätten, ihn zu schlachten. Also haben
wir ihm aus einem mit Fell gefütterten Kindermokassin, den Hansen von unserem
Freund Friedrich zum Abschied bekommen hat, ein kuscheliges Nest gebaut, aber das
undankbare Vieh ist einfach abgehauen. Wenn er es nicht anders will: Bitte schön, die
nächste Schlange wird sich freuen.
DIE EXPLOSION / 7. JUNI / KASACHISCHE STEPPE BEI BAIKONUR
Hansen
Letzte Nacht und heute haben wir uns dazu entschieden, ohne Zelt draußen zu schlafen.
»Schon geil, wenn man die Welt als Schlafzimmer hat«, sage ich zu Paul, der neben
mir sitzt und wie in Trance in den gigantischen Sternenhimmel starrt.
Plötzlich zuckt Paul aufgeregt zusammen und zeigt an den Horizont: »Was ist das?!«
Im Westen ist ein helles Leuchten am Himmel zu erkennen, eine Wolke die langsam
größer wird.
»Sieht aus wie eine riesige Explosion, fast wie ein Atompilz«, antworte ich, während
mir im ersten Moment noch gar nicht bewusst ist, was ich da gerade gesagt habe. Und
als es mir klar wird, erschrecke ich mich vor meinen eigenen Worten! Das ist doch ab-
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