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gelaufen. Ich schaue an die Zeltdecke.
»Sandlies«
murmele ich. Ich wecke Paul, der eben-
falls komplett zerstochen ist. Die kleinen Biester sind durch unser selbst eingenähtes
Moskitonetz ins Zelt gekommen und haben sich über alle unbedeckten Körperstellen
hergemacht. Kein Quadratmillimeter Haut ist verschont geblieben. Wir machen das Zelt
sandfliegendicht, was aber leider auch jeglichen Luftaustausch verhindert. Anschließend
jagen und erlegen wir mindestens hundert dieser kleinen Biester im Zelt. Morgens liege
ich mit Matschbirne da, resterkältet, schlecht ausgeruht, und alles juckt.
»Ich mache Frühstück«, ruft Paul, der schon aufgestanden ist, von der Feuerstelle rü-
ber. Immerhin eine gute Nachricht. »Wie lange brauchst du noch, bis du aufstehst?«
»Okay, eine Minute«, nuschle ich aus dem Zelt heraus und drehe mich noch mal um,
»vielleicht auch zehn.«
Paul lacht. Es ist einfach doch noch ein bisschen zu früh für mich.
An diesem Tag versuchen wir wieder, mit Heuschrecken zu angeln, diesmal komplett er-
folglos. Aber unser Jagdinstinkt und unsere Experimentierfreudigkeit bringen uns auf ei-
ne andere Idee: »Kann man die Dinger nicht auch essen?«, frage ich Paul, als ich gerade
wieder eine Heuschrecke auf den Haken spießen will. »Hm, schon …«, antwortet er
skeptisch. Aber ich kann Paul dazu überreden, es auszuprobieren, und so basteln wir ei-
ne Reuse aus einer Plastikflasche und sammeln Hunderte von Heuschrecken. Um sie zu
waschen, werfen wir sie zuerst in kochendes Wasser, danach braten wir sie mit etwas
Knoblauch in Olivenöl an. Ich probiere als Erster.
»Und?«, fragt Paul sichtlich angeekelt, als ich mir die Erste in den Mund stecke und
vorsichtig zerkaue. »Na ja, die Beine sind etwas grätig, aber der Rest schmeckt wie Gar-
nelen, knusprig, leicht nussig, sehr lecker.« Zunächst noch vorsichtig, dann mit vollen
Händen verspeisen wir restlos alle, und ich muss sagen: Das war seit Langem das Beste,
das ich gegessen habe!
NILS / 2. JUNI / ZWISCHEN SHALKAR UND ARALSK
