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gen, Essen zu kaufen, einen Nachtplatz zu suchen, völlig erschöpft einzuschlafen und am
nächsten Morgen wieder aufzubrechen. Und so weiter.
Wir hatten den ganzen Tag über starken Gegenwind und mussten gegen acht Uhr
abends in ein kleines Dorf namens Algabas, etwa fünf Kilometer abseits unserer Route,
fahren, um Wasser zu besorgen. Am Ortseingang wurden wir von einer Traube Kinder
empfangen, die uns freudig bis zum örtlichen Lädchen begleitete.
Während Hansen einkaufte, wartete ich bei den Rädern. Die Kinder spielten neugie-
rig aber vorsichtig an den Taschen, meinem Telefon und den Kameras herum. Ein paar
durften auf meinen Schoß und ein Foto mit der frontal montierten Kamera von sich auf
dem Rad machen. Als Hansen wenig später mit Wasser bepackt wieder auftauchte und
wir uns auf den Weg machten, rannten die Kinder noch neben uns her, bis wir den
Ortsausgang erreicht hatten.
Seitdem wir am 12. Mai über die Grenze nach Kasachstan gefahren waren, sind wir in
dieses Land verliebt. »Kazachstan normal?« , fragt mich Hansen manchmal, wenn ich ver-
träumt in die weite Landschaft schaue, und ich antworte jedes Mal mit »Da!« , was soviel
heißt wie »Ja!«. Was genau »Kazachstan normal« heißt, wissen wir gar nicht, aber wahr-
scheinlich etwas wie: »Gefällt dir Kasachstan?« oder »Kasachstan gut?« Denn wir hören
diese Frage, egal wo wir auftauchen, und bekommen immer feste Schulterklopfer und
ein breites, zustimmendes Lachen geschenkt, wenn wir mit »Da!« antworten.
In Russland waren die Menschen uns gegenüber weitaus argwöhnischer, hier in Ka-
sachstan werden wir ständig angehalten, weil man sich mit uns fotografieren lassen will.
Als Belohnung bietet man uns Bananen, Zigaretten und sogar Geld an. In den Geschäften
gibt man uns oft einen Discount oder ein kleines Geschenk mit auf den Weg - Mücken-
spray, Süßigkeiten oder Würste. »Kasachstan rocks«, sagt Hansen immer wieder mit auf-
gesetzt cooler Miene und streckt dabei eine Mano Cornuta zum Himmel. Genau, Ka-
sachstan rocks - zumindest bis zu diesem Moment am Ortsausgang von Algabas.
Wir haben gerade erneut richtig Fahrt aufgenommen, da werden wir von einem sil-
bernen Ford Galaxy überholt, abgedrängt und zum Anhalten gezwungen.
Zuerst denken wir, es wäre einer dieser »Fototermine«, wie Hansen und ich die
manchmal geradezu aufdringlichen Bitten nach einem Bild mit uns nennen. Aber schnell
stellt sich heraus, dass die Insassen alle sturzbesoffen sind. Sasch, wie sie den Allerbe-
trunkensten nennen, und die anderen zwei haben kein Interesse an Fotos. Der dicke
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