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fahren weiter, denn Stehenbleiben ist sicher nicht die beste Methode, um das Vertrauen
der uns ständig beobachtenden Grenzpolizei zu erlangen. Kurze Zeit später taucht hinter
einem Hügel der echte Grenzposten auf. War wohl doch nicht alles so easy. Oder viel-
leicht schon? Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Ich sehe Hansens Körperhaltung
an, dass er aufs Schlimmste gefasst ist. Und er hat recht. Die Grenzposten sind es nicht
gewohnt, dass jemand zu Fuß oder mit dem Rad die Grenze überqueren will, und hei-
ßen uns als hübsche Attraktion zum sonstigen Einerlei willkommen. Als wir ein Foto
schießen wollen, verschlechtert sich die Stimmung. Aggressive » Niets « aus allen Richtun-
gen: So was sei verboten, geben uns die auf einmal sehr ernsten Zöllner zu verstehen
und schütteln grimmig die Köpfe. Wir sind eingeschüchtert und versuchen, die Stim-
mung aufzulockern. Sie fragen uns, wo wir hinwollen, und ich höre Hansen sagen: »Ke-
tai« , also China. Sie schauen uns an, als seien wir Wahnsinnige, und schieben uns kopf-
schüttelnd zur Gepäckkontrolle. Sie nehmen unser ganzes Gepäck auseinander, und das
ist immer mit das Schlimmste, was passieren kann, weil wir eine penible Ordnung hal-
ten, damit das Ganze überhaupt transportabel ist, und man weiß nie, ob sie nicht doch
etwas finden, das hier als illegal gilt …
»Der Typ hat sich die Trockenfrüchte eingesteckt!«, zische ich Hansen zu. Der wirft
mir einen bösen Blick zu, der soviel heißen soll wie: »Lass doch die Trockenfrüchte!
Wenn es nur das ist!« Mich ärgern solche Kleinigkeiten schon, die hatten wir uns gerade
erst in Ozinki gekauft, und jetzt sind sie gleich wieder weg! Die fangen auch noch an,
sie vor unseren Augen mit breitem Grinsen genüsslich zu futtern!
»Das ist einfach die Demonstration ihrer Macht«, raunt Hansen mir zu. »Das ist im-
merhin Teil ihres Jobs und mal ehrlich: An so einer Grenze passiert auch wirklich nicht
viel.« Und erneut nimmt Hansen den nüchternen, besonnenen Part ein.
Schlimmer wird's, als sich der eine mein Schweizer Taschenmesser einstecken will. Er
guckt es an, dreht es vor seinem Gesicht und sagt: »Oh! Danke für das Geschenk!« Ich
schaue ihn ungläubig an. Soll das ein Scherz sein? Das Taschenmesser ist verdammt noch
mal wichtig für uns! Da fällt mir das Schild auf, das hinter ihm steht: »Falls Sie Beste-
chungsgelder zahlen sollen, wenden Sie sich an diese Nummer.« Ich deute erst auf das
Taschenmesser und dann auf das Schild. Der Grenzbeamte tut so, als sei alles bloß Spaß
gewesen und schiebt mir das Messer zurück in die Tasche. Schließlich lassen sie uns zie-
hen.
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