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ten, keinen Fuß über die Grenzlinie zu setzen. Nicht einmal ein Handschlag über die
Grenze mit den polnischen Grenzwächtern hinweg scheint erlaubt.
Die grimmigen polnischen Grenzbeamten stellen sich, nachdem wir Ihnen unsere Si-
tuation erklärt haben, als ziemlich hilfsbereit heraus und schildern uns geduldig die La-
ge. Sie teilen uns mit, dass wir wegen unseres illegalen Eindringens auf russisches Ho-
heitsgebiet eine Strafe zahlen müssten und froh sein könnten, nicht von den Russen ge-
schnappt worden zu sein, denn da wären wir um einiges schlechter weggekommen. Al-
lein das Berühren des Tors hätte unsere Situation wesentlich verschlimmern können, und
wir haben immerhin richtig daran gerüttelt und versucht es aufzubrechen … Die Polen
versprechen, das nicht zu erwähnen. Es habe Wanderer gegeben, die wegen illegalem
Grenzübertritt zehn Jahre ins Gefängnis mussten, so etwas sei ganz bestimmt keine Lap-
palie, warnen sie uns.
Ich bleibe als Pfand bei den Spürhunden und den mittlerweile hinzugekommenen
polnischen Motorradsoldaten, während Paul mit zwei Beamten in die nächstgelegene
Stadt fährt, um genügend Geld abzuheben. Auf der anderen Seite werden währenddessen
akribisch Fotos von unseren Fußspuren auf russischer Seite genommen, die Profilab-
drücke abgegossen und kleine Fähnchen daneben gesteckt. Oh Mann, ich muss mich
wahnsinnig zusammenreißen, keinen dummen Kommentar abzugeben. Jetzt lassen sie
auch noch die Hunde an meinen Schuhen schnuppern, damit sie unsere Fährte aufneh-
men können. Als Paul zurückkommt, blechen wir die Kohle, ganze 500 Euro! Die russi-
schen und polnischen Grenzmilitärs verabschieden sich knapp und formell, und die Rus-
sen verschwinden in ihren Camouflage-Jeeps. Als wir uns von ihnen verabschieden, fra-
gen die beiden polnischen Polizisten noch beiläufig, wo wir denn als Nächstes hinfahren
wollen, und als wir ihnen unser Ziel verraten, lachen sie. Der eine sagt: »Wenn ihr so
weitermacht, würde ich euch Krakau empfehlen, das liegt weit weg von jeder Grenze
und ist die schönste Stadt der Welt!«
Später erzählt mir Paul, wie dankbar wir den polnischen Grenzbeamten sein könnten,
sie hätten ihm im Auto geraten, alle Fotos und Videos zu löschen, die wir von unserer
»Grenzattacke« gemacht haben, das hätte uns ansonsten 250 Euro Strafe pro Foto und
Video gekostet!
»Aber selbst wenn du das gelöscht hast, können wir die Daten doch retten, oder?«,
frage ich.
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