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»Ist dir eigentlich klar, dass unsere Reise in wenigen Tagen vorbei ist?«, frage ich Han-
sen, der schon im Schlafsack liegt. »Das ganze Abenteuer, die Wüste, die Berge, Kasachs-
tan, alles, was wir erlebt haben. Ich weiß noch, wie wir zu Hause saßen und alles ge-
plant haben, kannst du dich noch erinnern, wie wir die Route auf der Karte abgefahren
sind? Und nun sind wir fast da.«
»Das ist alles so selbstverständlich geworden, das Leben auf dem Rad, das ständige
Unterwegssein. Und zu zweit zu sein«, fügt Hansen hinzu. »Das wird sich bald alles än-
dern. Die Reise ist dann vorbei, du gehst wieder zur Uni, ich gehe arbeiten. Und so viel
Neues kommt auf uns zu …«
»Aber ehrlich gesagt, ich freu mich auch darauf, langsam reicht es mit dem Herum-
treiben! Ich will mal wieder irgendwo für länger als eine Nacht sein!«, sage ich und bin
mir für einen Moment gar nicht sicher, ob ich das wirklich will, oder ob es nur gesagt
werden musste. »Ich werd's auf jeden Fall vermissen, soviel ist klar, ich werde ja jetzt
schon sentimental, wenn ich mir Fotos von vor zwei Wochen anschaue.«
DAS ENDE / 28. OKTOBER / SHANGHAI
Hansen
Am Morgen des 26. stehen wir um vier Uhr auf. Es ist noch stockdunkel, als wir losfah-
ren, nur ein paar Marktfrauen laufen mit ihren Wagen durch die Gegend. Hier und da
leuchtet ein Feuerchen, wo die Straßenfeger den Müll verbrennen. Nachdem ich einige
Tage wegen eines üblen Hustens ziemlich geschwächt war und wir sogar eine Pause ein-
legen mussten, haben wir jetzt den irren Plan gefasst, die letzten 650 Kilometer inner-
halb von drei Tagen zu schaffen. Wir wollen beide einfach nur noch ankommen. Ich
schlafe zwar immer erschöpft und schnell ein, wache aber ein paar Stunden später vor
Nervosität wieder auf.
Unsere geplante Route führt uns auf sehr schlechten Straßen mit tiefen Schlaglöchern
raus aus der Stadt Susong. In der Morgendämmerung finden wir einen noch kleineren
Pfad, der zwar nur zwei Meter breit, aber in einwandfreiem Zustand ist. Er schlängelt
