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verantwortlich macht. Ich muss lachen, das ist wirklich unglaublich übertrieben! »Die
Dinger sind beide alt, und sie funktionieren! Probieren Sie es doch aus, es ist überhaupt
nichts kaputtgegangen!« Was auch immer wir zu unserer Verteidigung sagen, niemand
hört zu. Die Situation war zu lächerlich. Mit genau dem Telefon, von dem er behauptet,
es sei kaputt, hat er doch eben die Polizei angerufen! Und das Kartenlesegerät schien ein-
wandfrei zu funktionieren, zumindest haben mindestens drei Leute damit bezahlt, wäh-
rend wir hier freiwillig auf die Polizei warteten. Und dann holt der Typ ein altes heraus,
das kaputt ist, und demonstriert der Polizei, dass es nicht funktioniert - ein völlig ande-
res als das, was Paul vorhin umgeworfen hat! Wenn das eine Filmszene wäre, könnte ich
lachen, aber das alles ist echt. Noch nie bin ich so offensichtlich betrogen worden. Und
das nicht nur vor den Augen, sondern unter Mitwirken der Polizei! Paul hält sich fas-
sungslos die Hände vors Gesicht und schüttelt den Kopf. So eine unglaubliche Frechheit!
Doch egal wie offensichtlich absurd die Lage ist. Es hilft alles nichts. Die Polizei gibt
dem Ladenbesitzer recht und nimmt uns in Gewahrsam, weil wir nicht einsehen, für
einen nicht vorhandenen Schaden umgerechnet 150 Euro aus unserer ohnehin knapp
bemessenen Reisekasse zu zahlen. Das abgekartete Spiel zwischen Ladenbesitzer und Po-
lizei ist uns dermaßen zuwider, dass wir für den Moment bereit sind, ein hohes Risiko
einzugehen. Denn in China widerspricht man der Polizei nicht.
Auch auf der Polizeistation spricht keiner ein Wort Englisch. Weil wir aber ständig
dazu angehalten werden, eine Erklärung zu unterzeichnen, die keiner von uns versteht,
ruft Paul den Notruf der Deutschen Botschaft in Chengdu an. Man rät uns ruhig zu blei-
ben, sie würden uns einen Übersetzer schicken. Bis dahin sollten wir nichts unterzeich-
nen.
Als der Übersetzer nach zwei Stunden eintrudelt und wir ihm unsere Lage schildern,
ist nach kurzer Zeit klar: Wir haben keine Chance. Die mittlerweile extrem genervte Poli-
zei zieht ihren letzten, leider unschlagbaren Trumpf aus dem Ärmel, um uns zum Zahlen
zu zwingen: »Wenn ihr nicht zahlt, werdet ihr noch heute des Landes verwiesen«, über-
setzt uns der Deutsch-Chinese. »Es tut mir leid, aber ich kann da nichts machen. Ihr
müsst jetzt zahlen.«
Schikane! Erpressung! Ich könnte schreien vor Wut! Aber uns bleibt nichts anderes
übrig. Nach sieben Stunden erfolgloser Verhandlung zahlen wir widerwillig und laufen
zurück zum Hostel. »Das kommt davon, wenn man das Hostel verlässt«, sagt Paul leise.
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