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schen Unfallspuren - aufgewühlte Erde, zerbeulte Leitplanken, Glas- und Plastiksplitter -
vorbei.
Den Fuß des Berges, den wir überqueren wollen, erreichen wir erst gegen fünf Uhr.
Trotz Gegenwind und Regen wollen wir versuchen, ihn noch am selben Tag zu bezwin-
gen. Wir haben kaum die Hälfte geschafft, als in der Dämmerung der Blick vom Tal auf
den Pass von den tief hängenden Wolken für einen Moment frei wird. Mir rutschen
Herz und Motivation in die Hose. »Scheiße«, sage ich laut und Hansen bestätigt: »Ja,
verdammt. Den Pass müssen wir heute noch schaffen, aber bis wir oben sind, ist es
stockdunkel und eiskalt.«
»Ich will das hinter mich bringen, ich will den nicht morgen als Allererstes fahren«,
maule ich.
Im fiesen Nieselregen und bei Eiseskälte schleichen wir Serpentine für Serpentine den
Pass hoch. Ein dichter Nebel verschluckt das Licht meiner Stirnlampe, bevor es auf den
Asphalt trifft. Der Blick zu den oberen Serpentinen ist gespenstisch. Wie suchende Licht-
kegel bewegen sich die leuchtenden Sphären der Autos über die Serpentinen. Manchmal
hat es den Anschein, als rollen die leuchtenden Blasen wie in einer Kugelbahn hin und
her hinab ins Tal. Unsere Lampen sind zu schwach, um im dichten Nebel sichtbar zu
sein. Wenn sich Autos nähern, halten wir an und leuchten direkt in die Richtung der
Fahrer, um auf uns aufmerksam zu machen. Der Aufstieg ist endlos. Immer wieder den-
ke ich daran, wie oft ich in solchen Situationen war, die, so aussichtslos sie wirkten, ir-
gendwann überstanden waren. Doch hinter jeder Serpentine ist noch eine versteckt, und
die bereits aus dem Tal kurz sichtbare Zielgerade lässt auf sich warten.
»Ist das der Pass?«, frage ich ungläubig, nachdem wir fast zwei Stunden wie in Tran-
ce den Berg hochgefahren sind, und deute auf ein Schild, dessen Umrisse man nur
schwer im Nebel erkennen kann.
»Dann muss auf der anderen Seite auch eins sein, die stehen auf dem Pass immer
paarweise«, schnauft Hansen.
Tatsächlich, da ist noch eins, wir sind auf dem Pass. Schnell ziehen wir uns warm an
und fahren hinab ins Dunkel. Jetzt kommt uns der Nebel zugute, denn obwohl nur we-
nige Autos am Pass sind, bricht der Nebel das Licht und verteilt es wie leuchtende Luft
überallhin, sodass man zumindest die Straßenmarkierung erkennen kann. Aber die An-
strengung des Aufstiegs war wohl zu viel für mich. Ich bekomme heftige Bauchkrämpfe
wie schon öfter auf der Tour, wenn es einfach zu viel war. Es wird so unerträglich, dass
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