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Hansen reißt mich aus meinen Gedanken: »Lass uns gehen, ja?«
Wir bezahlen, verabschieden uns und laufen gemächlich zum Hotel zurück.
»Morgen sitzen wir wieder auf dem Bock«, sage ich zu Hansen.
»Endlich«, seufzt der.
FINANZKRISE / 11. SEPTEMBER / KURZ HINTER YUSHU
Hansen
Es ist witzig, wie markengeil die Leute hier in China sind. Während Paul auf dem Weg
zu einer Poststation ist, die uns gestern Abend noch jemand verraten hat, warte ich bei
den Rädern und habe alle Zeit der Welt zu beobachten, was um mich herum geschieht.
Überall prangt das Apple-Logo, auf Caps, Hosen, Autofelgen - überall, wo es nicht hin-
gehört. Selbst auf Telefonmodellen, die ganz offensichtlich nichts mit der kalifornischen
Marke zu tun haben. Aber das scheint kein Problem zu sein. Hauptsache die Verbindung
der begehrten Marke zum Eigentümer des Was-auch-immer wird hergestellt. Du bist ein
respektierter Mann, wenn auf deiner Mütze ein riesiger angebissener Apfel zu sehen ist,
und wenn dann noch der Schriftzug »3G« deine Schuhe ziert, hast du offenbar alles
richtig gemacht. »3G« ist nämlich neben Apple das zweitgrößte Marken-Zauberwort
und bezieht sich auf das schnellste und leistungsstärkste mobile Netzwerk. Aber darüber
hinaus wird »3G« einfach als universales Qualitätsmerkmal benutzt. Für Batterien, elek-
trische Zahnbürsten, Taschenlampen, Rasierer und tausend andere Dinge, die ganz sicher
nichts mit einem mobilen Netzwerk zu tun haben. Ich mag falsch liegen, aber ich be-
zweifle, dass ein paar Socken eine Internetverbindung verbessern können … Sogar in der
Musik, die ständig durch die Gassen dudelt, taucht es ständig auf: »3G Baby 3G, my telephone
has 3G, call me on my 3G, uh yeah Baby« Ich versteh den Text natürlich nicht, aber mithilfe der
Musikvideos, in denen Hunderte eingeblendete 3G-Logos auftauchen, kann ich mir
schon vorstellen, was gespielt wird. Mit »Ich find dich voll 3G« macht man hier wahr-
scheinlich Mädels an.
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