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Als wir am 18. abends fertig sind mit allen Vorbereitungen und die Räder gepackt ha-
ben, beschließen wir, noch ein Bierchen trinken zu gehen. »Immerhin ist es Samstag-
abend«, grinst Hansen mich an. Und bei einem Bier bleibt es natürlich nicht. Bei einem
Bier bleibt es doch nie! Nachdem uns die Karaokeklubs herb enttäuscht haben - hier
hocken alle nur rum und singen in ihren Kämmerchen -, finden wir tatsächlich eine
kleine Bar, in der wir nun selig ein paar Wodkas und Bier trinken. Die hartnäckigsten
Gäste, zu denen wir spätestens nach dem fünften Wodka-Bier-Gedeck auch gehören, ha-
ben sich nach und nach an unserem Tisch versammelt und sorgen dafür, dass die Gläser
der lustigen Zwillinge niemals leer werden. Als uns ein fürsorglicher Chinese morgens
um fünf den Weg zum Hotel zeigt, haben wir mal wieder ordentlich einen sitzen. So
schlimm, dass selbst mein altbewährtes Salzwasser-Vitamintablette-Anti-Kater-Rezept am
nächsten Morgen wirkungslos bleibt. Trotz grauenhaft schmerzendem Schädel und den
heftigsten Katerschüben mit Schweißausbrüchen und allem Drum und Dran, haben wir
unsere Sachen gepackt, um aufzubrechen. »Was soll denn der Himalaja von uns denken,
wenn wir wegen einem Kater nicht losfahren«, lacht Hansen und krümmt sich in einem
plötzlichen Übelkeitsanfall. Als es ihm besser geht, kramt er weiter in den Taschen, bis
er plötzlich ruft: »Scheiße! Der Geldbeutel ist weg!« Panisch und unkoordiniert durchsu-
chen wir alles. Angestrengt, aber erfolglos versuchen wir, den Abend zu rekonstruieren.
»Die 100 Dollar, die drin waren, sind weniger das Problem«, stöhnt Hansen, »… aber
all unsere Geldkarten sind auch drin, wir haben keine Chance mehr, irgendwie an Geld
zu kommen!«
Wie sehr wir uns auch anstrengen, wir finden keine Erklärung dafür, wie der Brust-
beutel abhandengekommen sein kann. Verzweifelt fängt Hansen an, planlos die Taschen
am Vorderrad zu durchsuchen. Gerade als ich ihn anfahren will, dass das doch der letzt-
mögliche Ort sei, an dem er suchen sollte, schreit er: »Hier isser!« Ungläubig schaue ich
ihn an. Hansen kniet vor mir auf dem Boden, in der linken Hand den Geldbeutel, in der
rechten seine Stirn. »Ich muss den Geldbeutel gestern Abend nach der Bar an dieser Stel-
le versteckt haben, ich habe immer so geniale Ideen, wenn ich besoffen bin, manchmal
so genial, dass ich sie später selber nicht mehr raffe«, grinst er mich an. Das Adrenalin
lässt nach, und sofort kehrt der Kater mit voller Wucht zurück …
Wir checken aus und müssen uns leider mit dem Hotelpersonal anlegen, das lächerli-
che Abzocke betreiben will und uns für ein paar dreckige Handtücher, mit denen wir
das undichte Klo am Überfluten unseres Badezimmers gehindert haben, umgerechnet
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