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nen Beobachtern zu kommunizieren. Die aber tun sogar meine korrekte Begrüßung als
sinnloses Affengeschwätz ab, ganz nach dem Motto: »Hat der grad was gesagt? Nein, du
Idiot, Affen sprechen doch nicht!«
Leider kann ich mein Bein auch am nächsten Tag noch kaum bewegen. Der Verband
auf der Wunde spannt zu sehr, und ohne Verband zu fahren, wäre zu riskant. Also ver-
längern wir unseren Aufenthalt im schönen Washixiaxiang.
»Du siehst aus wie ein Baby im Nichtschwimmerbecken«, ruft Hansen mir zu. Ich
sitze im Fluss an einer flachen Stelle, um während meiner Waschaktion meine Wunden
trocken zu halten. In dieser Position versuche ich, mir mit der linken Hand so viele
Gliedmaßen wie möglich zu waschen. Es ist ziemlich aussichtslos, aber die wichtigsten
Teile werden auf diese Weise zumindest mal durchgespült.
Als wir am 9. August um halb fünf aufstehen, ist es noch stockdunkel und ein starker
Wind hat unser gesamtes Zelt und die Schlafsäcke auch von innen verstaubt. Schnell
frühstücken wir und machen uns mit einem traumhaften Rückenwind auf den Weg.
Nach wenigen Kilometern haben die Wunden an meinem Knie sich an die Bewegung
angepasst und die Schmerzen sind fast ganz weg. Zwar muss ich nach jeder Pause wieder
durch eine schmerzhafte Gewöhnungsphase, aber dank des Windes kommen wir schnell
voran. Schon um elf Uhr sind wir in Ruoqiang, und fast ohne Pause fahren wir 200 Ki-
lometer, bis wir abends in der mittlerweile steinigen Wüste unser Zelt aufschlagen.
Die Landschaft ist karg, aber schön. Über die Jahre hat der Wind den leichten Sand
weggeblasen und unendlich viele kleine Steinchen zurückgelassen, die nun die übrig ge-
bliebene, windresistente Oberfläche der sanft geschwungenen Hügelketten bilden. Der
Boden ist tückisch: Er sieht fest aus, aber wenn man die Kiesel berührt, fallen sie fast wie
von alleine unter den weichen Sand und lassen eine weiße, statt der vorher grauen, Flä-
che zurück. Auf diese Art sieht man alle Spuren wie durch Kontrastmittel hervorgeho-
ben.
Der nächste Tag beginnt zäh. Wir schleppen uns mit 20 Stundenkilometern durch das
Flachland und sind schon nach kurzer Zeit vollkommen ausgepowered.
»Was ist denn los heute?«, fragt Hansen missmutig. »… Haben wir gesoffen gestern
oder was?«
»Keine Ahnung, wir haben sogar leichten Rückenwind«, sage ich ratlos.
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