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an. Aber diesmal ließ es sich mithilfe von Ibuprofen und Wodka senken. Wozu das Zeug
nicht alles gut sein kann …
»Paul, wir können so nicht weitermachen«, sagt Hansen halb besorgt, halb genervt,
als ich am übernächsten Tag immer noch Fieber habe. »Wie sollen wir es jemals recht-
zeitig nach China schaffen?«
»Hansen, ich weiß doch auch nicht, was soll ich machen?«, jammere ich schwä-
chelnd und fröstelnd aus meinem Schlafsack heraus.
»Du? Gar nichts, außer gesund werden.«, sagt Hansen. »Wir besorgen uns jetzt einen
Laster, der uns an die chinesische Grenze bringt. Das Ganze noch mit dem Rad zu schaf-
fen, können wir vergessen«, fügt er missmutig hinzu.
Am 5. Juli verabschieden wir uns von der Familie im Café und rollen ein stückweit
den Berg hinunter, zu einer Stelle, an der man besser trampen kann. Gleich der erste
Truck hält an, und wir laden unsere Räder auf Tonnen von kleinen Eisteeflaschen ab, die
er transportiert, und gesellen uns zu ihm und seiner kleinen Tochter ins Führerhaus. In
Jalalabad steigen wir auf zwei andere Lkw um, jeder in einen, und schon während wir
losfahren, merke ich, wie sich mit Schüttelfrostschüben die nächste Fieberattacke ankün-
digt. Bevor ich mir allzu große Sorgen machen kann, bin ich eingeschlafen - die Füße
auf dem Armaturenbrett, den Kopf auf den Gepäcktaschen abgestützt.
Als ich aufwache, sind wir mitten in Osch. Verdammt, denke ich, wir wollten doch
außerhalb zelten, Da klopft Hansen von außen an die Tür: »Wir sind in Osch, komm,
aussteigen und losfahren«, sagt er in zackigem Ton. Ich bin noch völlig benommen und
packe langsam mein Rad zusammen. Mein Fieber ist gesunken, aber ich fühle mich un-
endlich müde und kraftlos. Im Schritttempo schleppe ich mich hinter Hansen her, kein
Zeltplatz weit und breit. Wir beschließen, bei einem Bauernhof zu fragen, ob wir auf der
Wiese hinter dem Hof zelten dürfen, mit dem Hintergedanken, dass wir dann sicher
eingeladen werden, im Haus zu schlafen. Und es klappt tatsächlich! Wir werden vom
Bauern Jul Dai Basch in seinen riesigen und wunderschönen Hof eingeladen.
»Das Fieber steigt wieder«, sage ich leise zu Hansen, der neben Jul Dai Basch an dem
niedrigen asiatischen Esstisch auf der luftigen Veranda hockt. Ich liege daneben auf dem
Podest und versuche zu schlafen. Ab und an werde ich wach und höre unseren Gastge-
ber von seiner Zeit als Soldat in Bernburg erzählen, ständig wird mein Blick von einem
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