Travel Reference
In-Depth Information
Jetzt liege ich hier in einem Krankenhaus, von dem ich nicht weiß, ob es zu meiner
Genesung irgendetwas beitragen kann. Der Doktor, dem ich »vorgestellt« wurde, hat
mich nicht groß untersucht. Wichtiger waren ihm offenbar die üblichen Otkuda-Fragen.
Woher, warum etc. Hansen zeigte ihm irgendwann ein paar Dollarscheine, um klarzu-
machen, dass wir für die Behandlung zahlen würden, und dann hörte ich ihn etwas sa-
gen wie: »Six ampules of Baktomed and a half liter infusion of pain-and fever killers.« Und eine Schwes-
ter verabreichte mir ein fiebersenkendes Mittel. Sie gab mir zu verstehen, dass sie mir
die Ampullen in Form einer Infusion über einen Tropf geben werde und dass ich mich
dazu auf das Bett legen solle. Sie nahm eine neue Nadel aus einer Verpackung und stach
mir diese in den Unterarm. Danach nahm sie ein Stück gewöhnliches Klebeband von
dem Stativ des Tropfes, um die Nadel an meiner Haut zu fixieren. Erst dachte ich mir da-
bei nichts, in meinem fiebrigen Kopf schien mir die Prozedur recht professionell abzu-
laufen. Eine gute Stunde später kam die Schwester zurück, um den Tropf wieder zu ent-
fernen. Sie entsorgte die Nadel, wie es sich gehört, und heftete das Stück Tesa, das direkt
auf dem Einstich geklebt hatte und sowohl mit der Nadel als auch meinem Blut in
Berührung gekommen war, zurück an das Stativ des Tropfes. Als Nächstes war mein
Bettnachbar dran mit einer Infusion. Sie nahm eine frische Nadel und … das gleiche Kle-
beband, das eben noch auf meinem Arm klebte.
Nun fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war entsetzt. Das ist doch ein Witz!
Das billigste Teil der Ausrüstung, ein etwa vier Zentimeter langer Streifen Klebeband,
wird immer weiterverwendet. Auch Hansen hatte die Prozedur verfolgt und schaute
mich fassungslos an. Als der Arzt hereinkam, um mich nach meinem Befinden zu fra-
gen, erwähnt Hansen den Tesa-Vorfall, doch er winkte nur ab: »Niet Problema, okay, okay.«
Damit war die Diskussion beendet, und er verließ genervt von unserer Besserwisserei das
Zimmer. Unglaublich. Bleibt nur zu hoffen, dass ich mich nicht mit irgendwas infiziert
habe.
Es fällt mir schwer, mich auf einen Gedanken zu konzentrieren. Ich bin einfach nur
froh, dass es hier etwas kühler ist als da draußen. Hansen saß noch eine Weile neben
meinem Bett, bevor er mit der Frau vom Café zurück zu unseren Rädern gefahren ist. Er
wäre gern geblieben, aber es macht keinen Sinn, wenn wir beide krank werden. Er ist
im Café schlicht besser aufgehoben. Es ist die erste Nacht, die wir auf dieser Reise ge-
trennt voneinander verbringen. Auch wenn ich weiß, dass es besser ist, dass er gegangen
ist … Oh, wie ich wünschte, er wäre bei mir und könnte mir sagen, was echt und was
Search WWH ::




Custom Search