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In diesem Sinne bestehen auch Berührungspunkte zur Kognitionspsychologie, die Kog-
nition als Gegenstand psychologischer Forschung behandelt. Letzteres ist auch ein For-
schungsprogramm, das Denken unter anderem als Informationsverarbeitung und Informa-
tionsverarbeitung wiederum als Symbolverarbeitung auffasst. Auffällig an dieser Stelle
ist, dass nicht nur die Kognitionspsychologie, sondern auch die einschlägige Literatur den
Begriff „Kognition“ entweder überhaupt nicht eigens erklärt oder lediglich in Teilaspek-
ten veranschaulicht. Letzteres erschwert den Versuch, den Begriff der „Kognition“ so zu
erfassen, dass Abgrenzungen zu anderen Begrifflichkeiten für mentale Zustände gemacht
werden können. Im Rahmen dieses Buches und bereits an dieser frühen Stelle wird Kogni-
tion daher als ein Phänomen definiert, das sich aus unterschiedlichen mentalen Leistungen
zusammensetzt. Im Gegensatz zu der eingangs verwendeten, klassischen Auffassung des
Mentalen, wird nunmehr „Kognition“ sozusagen als Klammer um die recht heterogene
Menge von intentionalen und phänomenalen Kompetenzen und Manifestationen gesetzt,
die Lebewesen im Allgemeinen und den Menschen im Besonderen charakterisieren.
Kognition ist der Ausdruck für jeden Prozess, durch den das Lebewesen Kenntnis von einem
Objekt erhält oder sich seiner Umwelt bewusst wird. Zur Kognition zählen: Wahrnehmung,
Erkennen, Vorstellen, Urteilen, Gedächtnis, Lernen, Denken, oft auch Sprache. (Wagen-
knecht 2007 )
Neben der Einarbeitung informationstheoretischer Ansätze werden aber auch philosophi-
sche Ansätze der Intentionalität sowie der Intuition, Emotion und Motivation berücksich-
tigt.
Die Interdisziplinarität des Cognitive Computing entsteht zum einen dadurch, dass
biochemische, biologische, biophysikalische, informationstheoretische, medizinische und
philosophische Ansätze verfolgt werden. Zum anderen beeinflussen im Umkehrschluss
die Erkenntnisse des Cognitive Computing die Fächer Informatik, Psychologie, Biologie
(Neurobiologie), Medizin (Neurologie), Mathematik, Physik (Biophysik) und Philosophie
(Leib-Seele-Problem, Theorie des Geistes etc.).
Unter Leib-Seele-Problematik werden alle Fragen subsumiert, die sich mit dem menschlichen Geist
im Verhältnis zum Körper beschäftigen. Die Ansätze reichen vom Monismus (alle mentalen Zustän-
de sind physische Zustände) über den Dualismus (mentale Zustände gehören zu einer nicht-phy-
sikalischen Klasse von Zuständen, sind also kategorial verschieden) bis hin zum Interaktionismus
(mentale Zustände verursachen physische Prozesse). Darunter gibt es inzwischen zahlreiche und
mannigfaltige Ausdifferenzierungen (Epiphänomenalismus, Parallelismus etc.).
Der philosophische Ausgangspunkt des Cognitive Computing orientiert sich an den Er-
gebnissen der empirischen Hirnforschung und damit der Auffassung, dass alle Lebens-
funktionen des menschlichen Individuums, von den vegetativen bis hin zu den höchsten
geistigen Tätigkeiten, vom Gehirn gesteuert bzw. von diesem erbracht werden. Diese Auf-
fassung führt zu dem systematischen Ausgangspunkt, dass alle intelligenten Funktionen
eines artifiziellen Systems von einer „Brainware“ gesteuert bzw. von dieser geleistet
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