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dass rechnergestütztes Forschen sich ausschließlich auf das Kriterium der Implementier-
barkeit stützt und dabei die dadurch bedingte technologische Zirkularität verdrängt wird.
Eine solche Zirkularität zeigt sich unter anderem darin, dass der Computer sowohl zur
Entwicklung als auch zur Überprüfung von computertechnischen Experimenten und ihren
theoretischen Annahmen herangezogen wird. Weiterhin kann der technologie-getriebene
Forscher der Versuchung unterliegen, durch die Verschmelzung von Theorie und Technik
und der damit einhergehenden Vergegenständlichung der Logik, die Machbarkeits- und
Realisierungsüberlegungen in den Vordergrund seines wissenschaftlichen Tuns zu stellen.
Damit würde die Technologie in kognitionswissenschaftliche Fragestellungen eindringen,
dort selbstreferentielle Züge annehmen, die Fragen nur innerhalb der eigenen Logik for-
mulieren, um die dann demzufolge auch nur in diesem Rahmen bzw. in diesen engen
Grenzen zu beantworten. Die Simulation avanciert so zwar zum Wissenschafts- und Fort-
schrittskriterium, welches allerdings wiederum nur technologisch eingelöst werden kann
und deshalb zirkulär auf sich selbst beschränkt und bezogen bleibt. Diesem, durch die
Technologisierung bedingten Zirkel an dieser Stelle zu entkommen bzw. die Beschrän-
kung und Selbstbezogenheit aufzulösen, ist und bleibt weiterhin die Aufgabe des mensch-
lichen Denkens bzw. der natürlichen Kognition.
7.3
Synthetische Kognitionswissenschaft
Das Buch sagt keinen entscheidenden Paradigmenwechsel voraus, sondern propagiert ei-
nen evolutionären Prozess. In diesem verlagert sich die Gewichtung der Informatik hin
zum kognitiven Modell. Dabei arbeiten Wissenschaftler der unterschiedlichsten Fachrich-
tungen zusammen, um soft-, brain- und hardwaretechnische Systeme mit neuen, definier-
ten Eigenschaften zu konzeptionalisieren und zu implementieren.
• So wird neben der Philosophie des Geistes (Pauen 2001 ) auch die Naturphilosophie
(Bartels 1996 ) fruchtbare Beiträge liefern können (Bieri, 1993 ). Grundlegend sind die
Sprachphilosophie (Runggaldier 1990 ), die Erkenntnistheorie (Klaus 1966 ) und die
Wissenschaftsphilosophie, die hier unbedingt mit einbezogen werden müssten (Kanit-
scheider 1984 ).
• Die Psychologie bietet eine Vielzahl von Experimenten und Ergebnissen, um zu exak-
ten, empirisch messbaren Begriffen wie Emotion, Motivation usw. zu gelangen. Die
klinische Neuropsychologie hat eine Vielzahl von experimentellen und klinisch-em-
pirischen Befunden über den Zusammenhang von Gehirn und Erleben und Verhalten
deutlich gemacht. Für die Psychologie im Allgemeinen, die Psychiatrie oder die Psy-
chosomatik erscheint aber neben ihrer neurobiologischen Ausrichtung auch ein eigen-
ständiger Weg der Theoriebildung sinnvoll zu sein, der die neuere theoretische Psycho-
logie und die Systemwissenschaft berücksichtigt.
• Die Biologie hat durch die Biochemie viele ihrer Phänomene auf molekular-biologi-
sche Mechanismen zurückführen können und gilt als die zentrale Disziplin in Form der
 
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