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verarbeitet werden kann. Insofern kann man diese Repräsentation umgangssprachlich als
„formalisierte Version der Welt beziehungsweise der Problemdomäne“ bezeichnen. Dabei
geht eine ganz wesentliche Voraussetzung in diese Definition ein, die auch außerhalb die-
ses Buches eine tiefe Verankerung, vor allem in der kognitiven Philosophie (philosophy
of mind), hat: Nämlich dass die Welt oder die Problemdomäne in Form von begrifflich
beschreibbaren Objekten und Zuständen (etwa „Apfel“, „Frucht“, „Farbe“, „rot“) und
ihre Beziehungen untereinander, objektiv als solche existiert. Diese Voraussetzung der
Existentia der Welt und der Problemdomäne ist damit auch existentiell die diesem Buch
zugrunde gelegte Erkenntnistheorie, die damit auf Evidenzen zurückgreifen kann. Ein in-
telligentes System muss also ein geeignetes Abbild dieser Evidenzen besitzen oder sich
aneignen, um an diesen Evidenzen orientiert, intelligentes Verhalten zu zeigen.
Ein weiteres, erkenntnistheroetrisches Fundament besteht darin, dass sich auf Basis der
Interdisziplinarität der Kognitionswissenschaft durch eine Konzentration auf die techno-
logischen Realisierungsmöglichkeiten eine Transdisziplinarität der Forschungsinteressen
ergibt, so dass daraus eine Technologisierung der Kognitionswissenschaften erfolgt und
damit insgesamt eine wissenschaftliche Disziplin neuen Typs entsteht. Die ihr eigene und
enge Verbindung zwischen Theorie und Technik, zwischen Wissen-Können und Realisie-
ren-Können, zwischen der Wissenschaft des Kognitiven und Mentalen und der Computer-
technologie als Simulationsmedium kommt in dieser Disziplin und damit auch in deren
Namen als Cognitive Computing zum Ausdruck. Speziell diese Computer- und Informa-
tionstechnologie im Allgemeinen und die Techniken zur Simulation naturanaloger Verfah-
ren im Speziellen bringen demnach eine neue spezifische Qualität in die damit transdiszi-
plinären Forschungen des Cognitiv Computing ein. Durch diesen Einbezug von Technik
bzw. Technologie und die dadurch bedingte Erweiterung des Forschungsbereiches wird
auch verhindert, dass sich eine durch die Technologien bedingte Zirkularität in Form eines
„blinden Flecks“ manifestiert. Dieser Aspekt der Zirkularität kommt in der Kognitions-
forschung dahingehend zum Ausdruck, dass Gegenstand und Methodik im Ergebnistyp
der Computersimulationen zusammen fallen, da die Ergebnisse der Forschungsmethode
den Gegenstand konstituieren.
Sowohl Theorien, Modelle und Computersimulationen fungieren als Ausgangs- und
Endpunkt der Forschungen und allen diesen Elementen kommt entscheidende Bedeutung
in Form einer multiplikativen Verknüpfung zu (Abb. 2.3 ).
Gerade durch den Einsatz von Technologie zur Erklärung und Simulation kognitiver
Fähigkeiten lassen sich unterschiedliche Forschungsinteressen aus unterschiedlichen Dis-
ziplinen vermengen. Insofern wird damit die Realisierung früherer Idealvorstellung trans-
disziplinärer Kooperationen möglich:
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