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Episodische Inhalte werden rascher vergessen, da ständig neue Informationen eingehen.
Semantische Inhalte bleiben über lange Zeit stabil. In diesem Zusammenhang wird das
Vergessen als gleichbedeutend mit mangelndem Zugriff auf gespeichertes Wissen reali-
siert. Als Ursachen für das Misslingen des Erinnerns werden u. a. Zerfall von Gedächt-
nisspuren (proaktive, retroaktive) Inferenz und Fehlen geeigneter Hinweisreize (retrieval
cues) angenommen. Hier greift der Prozess der Enkodierung, in dem Daten, Information
und Wissen aufgenommen, transformiert und in Beziehung zu bereits bestehenden Kon-
zepten gesetzt werden. Ebenfalls in diesem Kontext ist die Annahme zu sehen, wonach
Erinnerungsleistungen zustandsabhängig sind (state-dependent memory). Danach werden
Ereignisse, die in einem bestimmten physikalischen oder psychischen Zustand erfahren
wurden, am besten erinnert, wenn diese Zustände zum Zeitpunkt der Erinnerung wie-
der gegeben sind. Diese multiple Gedächtnisfunktionalität wirkt sich auf die Formen des
Lernens aus, indem neben einer Abstimmung (tuning) für prozedurales Wissen, der Um-
strukturierung (restructuring) für semantisches Wissen auch eine Zunahme (accretion)
für episodisches Wissen vorgesehen ist. Semantisches und episodisches Wissen umfas-
sen neben Faktenwissen, das intern verarbeitet werden kann, auch sogenannte atomare
Wissenseinheiten. Als atomare Wissenseinheiten, vor allem im Zusammenhang mit dem
semantischen Gedächtnis, werden Begriffe von Entitäten angenommen. Aber es werden
auch Schemata als abstrakte, verallgemeinernde Wissenseinheiten, die aus Variablen mit
Wertebereichen und Konstanten zusammengesetzt sind, vorgesehen. Solchen Schemata
können dann konkrete Instanzen zugeordnet werden. Für Ereignisabläufe sind Schemata
in Form von Skripts (scripts) vorgesehen.
Das epigenetische System umfasst sowohl die Fähigkeit aus Erfahrungen zu lernen als
auch die Fähigkeit, diese Lernerfahrungen auf die Persönlichkeitsmerkmale auswirken
zu lassen. Das epigenetische System verfügt über eine Vielzahl von Prozessen, die zum
Erwerb sowie zur Veränderung von Wissen und damit zu einer Veränderung systemischer
Fähigkeiten und Verhaltensweisen im Rahmen einer epigenetisch-kognitiven Entwicklung
führen.
Der Begriff der Entwicklung im Allgemeinen bezieht sich hier auf die kontinuierlich oder phasen-
haft, Intelligenzprofil-alterstypische, universell oder bereichsspezifisch, spontan oder systemisch-
determiniert verlaufende, auf ein Ziel hinstrebende quantitative und qualitative Veränderung der
Erscheinungs- und Verhaltensformen des Systems. Die kognitive Entwicklung im Speziellen be-
trifft die während der Laufzeit sich entwickelnde Ausformung der kognitiven Leistungsfähigkeit des
Systems, seiner Daten-, Informations-, Wissens- und Verarbeitungsstrukturen in der systemischen
Ontogenese. Der Begriff der systemischen Ontogenese bezeichnet dabei die Geschichte des Sys-
tems (Entwicklungs- und Laufzeitzyklus) von der Initialisierung, Konzeptionalisierung, Implemen-
tierung, Validierung, Laufzeit bis hin zur Deaktivierung oder Löschung des Systems.
Im Rahmen der kognitiven Ausgestaltung von Lösungssystemen steht auch der Erwerb
komplexer Daten-, Informations- und Wissensstrukturen, wie beispielsweise Regeln
und Schemata im Mittelpunkt des Interesses. Dabei werden die dem Lernen zugrunde-
liegenden Mechanismen so modelliert, dass ihre Rekonstruktion mit Hilfe von Software
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