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Innerhalb des Gedächtnissystems werden vier miteinander verknüpfte Gedächtnisfunktio-
nen realisiert. Das prozedurale Gedächtnis, das semantische Gedächtnis als spezialisiertes
Subsystem des prozeduralen Gedächtnisses, und das episodische und autobiographische
Gedächtnis, wiederum als spezialisiertes Subsystem des semantischen Gedächtnisses. Das
prozedurale Gedächtnis (procedural memory) speichert Verknüpfungen zwischen Stimuli
und Verhaltensantworten, auch für komplexe Stimuli und Reaktionsketten. Lernen im pro-
zeduralen System erfolgt langsam, gilt als nichtsymbolisch und ist durch beobachtbares
Verhalten erfassbar. Das semantische Gedächtnis (semantic memory) ist dadurch gekenn-
zeichnet, dass es zusätzlich die interne Repräsentation von Zuständen der Realität ermög-
licht, die nicht konkret vorliegen und wahrgenommen werden. Es erlaubt die Konstruktion
mentaler Modelle, indem es die Speicherung von Begriffen, abstrakten Inhalten, deren
Relationen und Bedeutungen, von Regeln und Algorithmen zur Manipulation von Kon-
zepten und Relationen ermöglicht. Von den Inhalten des semantischen Gedächtnisses wird
angenommen, dass sie nicht auf individuelle Erfahrungen bezogen sind, d. h. sie gelten als
nicht zeitbezogen. Im Hinblick auf die Organisation des semantischen Gedächtnisses wird
ein Netz von Begriffsknoten angenommen, das hierarchisch organisiert ist.
Semantisches und episodisches Wissen umfasst Faktenwissen, das system-intern verarbeitet werden
kann. Beide Verarbeitungsfunktionen können auch unter dem Begriff des deklarativen Gedächtnis-
ses (declarative memory) zusammengefasst werden.
Die Verknüpfungen zwischen den Begriffsknoten im Gedächtnis werden als Assoziatio-
nen bezeichnet, indem sie über Relationen miteinander verknüpft sind und die verschie-
denen Assoziationstypen darstellen und gerichtet sein können. Das episodische Gedächt-
nis (episodic memory) ermöglicht zusätzlich die Speicherung von Wissen über erfahrene
Ereignisse und über deren raum-zeitliche Einordnung. Damit wird die Speicherung und
Erinnerung zeitlich begrenzter, konkreter Ereignisse sowie von Beziehungen zwischen
diesen bezeichnet. Es sind singuläre Ereignisse, an denen das System zu einem bestimm-
ten Zeitpunkt selbst aktiv oder passiv beteiligt war. Ein Ereignis, an dem das System selbst
beteiligt war, wird symbolisch repräsentiert, gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt
reproduziert. Das autobiographische Gedächtnis beinhaltet Daten, Informationen und
Wissen, die in Relation zum System selbst stehen. Es wird unterteilt in einen semanti-
schen Teil, der autobiographische Fakten bezüglich des Existenzzyklus des Systems (Be-
zeichnungen, Architektur, Störungen, Modifikationen, Laufzeit etc.) umfasst und einen
episodischen Anteil, der autobiographische Episoden (Meilensteine, Erfolge, Misserfolge,
etc.) enthält. Dem autobiographischen Gedächtnis werden spezifische Charakteristika und
Funktionen zugesprochen. Weitere Merkmale betreffen die Emotionalität, die Quellenzu-
ordnung und die Perspektivität. Insbesondere der Emotionalität kommt eine wichtige Rol-
le zu. Sie wird verantwortlich gemacht für besonders aktivierte Erinnerungen (flashbulb
memories), aber auch für verdrängte Erinnerungen (repressions). Eine wichtige Funktion
manifestiert sich in seinem Gebrauch für die Herstellung und Aufrechterhaltung kommu-
nikativer Beziehungen. Insofern wird das semantische Gedächtnis durch das prozedurale
Gedächtnis gestützt, das episodische durch das prozedurale und semantische Gedächtnis.
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