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In-Depth Information
über den Zustand des Prozesses durch Sensoren aufgenommen und vom Rechner ver-
arbeitet. Sensoren ermöglichen dem System, Signale, Zeichen, Daten oder Informationen
über die Umgebung zu gewinnen.
In der Neurobiologie werden häufig auch Sinnesorgane oder allgemeine Rezeptoren als Sensoren
bezeichnet. Sensoren reagieren praktisch stets gleich auf Reize der Umgebung, sie erzeugen elekt-
rische Signale und leiten sie zur Verarbeitung weiter. Allerdings senden sie diese Informationen an
jeweils unterschiedliche Orte im menschlichen Gehirn, wo sie dann auf jeweils unterschiedlichen
Bahnen verarbeitet werden. Der Ort der Verarbeitung bestimmt also, welche Art von Erleben ent-
steht.
Die Eingaben über die Sensoren und freien Rezeptoren werden nach der Wahrnehmung im
Rahmen des kognitiven Prozesses zunächst an das semantische System geleitet und führen
manchmal bereits auf dieser frühen Verarbeitungsstufe zu Reflexen oder bestimmen die
Tendenz einer komplexeren Reaktion. Ein kognitives System nimmt all das wahr, wovon
es durch seine Rezeptoren und letztlich den Sensoren Kenntnis erlangt. Die daran an-
schließende Wahrnehmung ist sehr stark von selektiver Aufmerksamkeit, Vorannahmen,
inneren Zielen und Handlungskontexten bestimmt.
Diese Aufmerksamkeit spielt bei dem Verknüpfen von Reizen aus verschiedenen Informationska-
nälen eine wichtige Rolle. Gemäß des Top-down-Modells analysiert zunächst eine höhere Kontroll-
instanz im Gehirn die visuelle Eingabe und bewertet deren visuellen Informationsgehalt. Nach dem
Bottom-up-Modell hingegen verbindet das Gehirn verschiedenartige Reize bereits auf einer frühen
Wahrnehmungsebene.
Somit sind die Verfügbarkeit von Sensoren und die Beziehung der artifiziellen Wahr-
nehmung zu diesen Sensoren als eine notwendige Bedingung der Wahrnehmungsfunk-
tion anzusehen. Rein intuitiv zielt der Begriff der Wahrnehmung dabei auf jenen Aspekt
des psychischen Geschehens und Erlebens, der sich auf die Kopplung des Systems an
funktional relevante Aspekte der physikalischen Umwelt bezieht (Chalmers 1996 ). In-
sofern kann man davon sprechen, dass die artifizielle Wahrnehmung das „Fenster“ der
Brainware zur Außenwelt darstellt. Die Anbindung des Systems an seine Umwelt umfasst
nicht nur die visuelle, auditive, gustatorische, olfaktorische und haptische Wahrnehmung,
sondern gleichermaßen die Wahrnehmung von systemintrinsischen Zuständen sowie rela-
tive Positionen des Systems zu anderen Systemen bzw. Agenten und zur Umgebung, die
Wahrnehmung von multimedialen Eingabeströmen, einzelnen Signalen oder komplexen
Signalfolgen, Ereignissen sowie die Wahrnehmung von Sprache und Zeit.
So erscheint eine Sprache notwendig, da die bisherigen kognitiven Systeme an und für sich nicht
direkt miteinander kommunizieren. Aus evolutionärer Sicht scheint damit die Entwicklung einer
Sprache unabdingbar geworden zu sein, um den Lebewesen und deren kognitiven Systemen über
eine Sprache einen Kommunikationsraum und dort den Austausch von kognitiven Inhalten (Ge-
danken) zu eröffnen. Diese Pluralität der Eingaben ist gefordert, weil ein artifizielles Verstehen oder
Nichtverstehen je nach Problemdomäne sich auf Personen, Handlungen, Situationen, Artefakte, Zei-
chen, Zeichenhandlungen, Zeichensysteme, Bilder, Texte, Sätze, Wörter, Sprachen, Musikstücke,
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