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Eine scharfe Unterscheidung wird angesichts der neueren Entwicklungen schwieriger,
denn Realisierungen bedienen sich zusehends der Erkenntnisse aus beiden Bereichen. We-
sentliche Leitlinie beim verhaltensbasierten Entwurfsansatz ist die Beachtung der Erfor-
dernisse, die aus einer engen Einbettung des Schachsystems in seine Umwelt folgen: Äs-
thetik, Situiertheit und hohe Adaptivität/Dynamik. Verhaltensbasierte Steuerungen sorgen
deshalb für eine schnelle Reaktion des Schachsystems auf Umweltveränderungen, d. h.
durch ihre Sensoren wahrgenommene externe Stimuli bzw. deren Veränderung. Damit
empfindet ein Beobachter das Verhalten des Schachsystems als agil und lebendig.
Um diese schnelle Reaktion zu erreichen, muss der Weg von der Wahrnehmung durch
die Sensoren bis zur Aktivierung der Aktoren möglichst kurz sein. Die enge Kopplung
zwischen Eingängen und Ausgängen bedingt den Verzicht auf algorithmisch aufwendige
Berechnungen oder die semantische Interpretation von Sprach- oder Bildmustern. Inso-
fern ist es nicht verwunderlich, dass rein verhaltensbasierte Programme üblicherweise ein-
fache Schachsysteme steuern. Hier lassen sich selbst mit einfachen Produktionsregeln be-
reits interessante Verhaltensmuster erzeugen. In wenigen Rechenschritten wird aus einem
sensorisch erfassten Stimulus, etwa die Verschiebung der Spingerfigur auf die Position 29,
eine Zugposition für die Aktoren, etwa auf das regelkonforme Feld 35, berechnet. Je we-
niger Rechenschritte für die Umsetzung der von einem Sensor aufgenommenen Daten in
eine an die Aktoren zu übergebende Zielposition notwendig sind, desto schneller reagiert
das Schachsystem auf eine Veränderung des sensorischen Eingangs.
Insofern lassen sich durchaus konzeptionelle Unterschiede zwischen einer symbolisch
orientierten und einer verhaltensbasierten Steuerungsarchitektur ausmachen. Bei symbo-
lischer Verarbeitung werden Sensoreingaben zunächst in Bezug auf ein Umweltmodell
interpretiert, um danach einen Plan für die durch die Aktoren auszuführende Handlung zu
erzeugen. Das System versucht, unter Umständen konfliktäre Ziele möglichst optimal in
Deckung zu bringen.
Beispielsweise mögliche Gegensätze zwischen Ausgangsposition, Exploration der Zielposition und
notwendiger Alternativen bei Regelverletzungen.
Beim verhaltensbasierten Ansatz verzichtet man auf dieses sequentielle Vorgehen, ins-
besondere den symbolischen Planungsvorgang. Stattdessen sieht man in der Steuerung
Komponenten für verschiedene Kompetenzen vor, die zur Laufzeit des Schachsystems
alle parallel mit Stimuli versorgt werden und ständig Ausgaben erzeugen. Diese Ausgaben
werden dann in bestimmter Weise interpretiert und kombiniert, um die Aktoren mit einem
eindeutigen Signal (Zielposition) zu versorgen. Die Kombination kann eher Mittelung
zwischen den Ausgaben der einzelnen Komponenten sein (kooperierende Kopplung),
oder aber auch nur die Aufschaltung der Ausgabegrößen eines Verhaltens auf die Aktoren
zu einem Zeitpunkt (kompetitive Kopplung). Die Anteile der Einzelverhaltensweisen bei
der kooperativen Kombination am Gesamtverhalten können dabei gleitend modifiziert
werden. Die Modifikation der Ausgaben einer Komponente wird dabei von allen ande-
ren Komponenten oder einer Teilmenge davon gesteuert. Eine solche Beeinflussung ist
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