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So bauen die Simulationen im Rahmen der Validierung auf den Möglichkeiten der
Mikroreduktion auf. Zum anderen kommen die Erklärungen in diesem Buch auf der Ma-
kroebene nicht ohne den Rückgriff auf Gesetze oder Sachverhalte einer Makroebene aus
(Makroreduktion). Die Notwendigkeit des Rückgriffs auf eine Makroebene wird deutlich,
dass ein System, dessen Verhalten oder Eigenschaften erklärt werden sollen, nicht los-
gelöst von seiner Umwelt betrachtet werden kann. Wird das System simuliert, so müssen
Eigenschaften und Prozesse der Umwelt in die Simulation mit einfließen.
So erfordern psychologische Erklärungen beispielsweise sehr oft eine Makroreduktion, d. h. sie
nehmen Bezug auf soziologische Faktoren, auch wenn sie eine materielle und damit physikalische
Basis haben.
Das reduktionistische Programm dieses Buches steht und fällt mit der Möglichkeit, das
kognitive Vokabular auf das Vokabular des Cognitive Computing und damit letztlich auf
das physikalische Vokabular zu reduzieren. Kern dieses Reduktionismus muss sein, Argu-
mente für die Hypothese aufzuzeigen, dass sich die Rede vom Kognitiven auf die Techno-
logie des Cognitive Computing reduzieren lässt.
Die Grundidee dieses Reduktionismus kann anhand einer Zwiebel metaphorisch verstanden werden:
Funktionen oder Ereignisse einer bestimmten Schicht werden durch Prozesse hervorgerufen, die in
einer tiefer liegenden Schicht stattfinden. Mit anderen Worten besteht der harte Kern aus der Kog-
nitionswissenschaft und dem Cognitive Computing, deren weitere Schale wiederum die Physik und
Philosophie, und dort wiederum die Informatik und das Simulationsexperiment bilden.
Eine Argumentation in diesem Buch wird unter anderem sein, dass das eine Vokabular
kommensurabel zum anderen ist, weil zwar nicht dieselben Ereignisse betrachtet und be-
schrieben, aber diese ereignishaften Differenzen durch Modelle ausgeglichen bzw. die
semantische Lücke durch Simulationen überwunden werden kann.
In Bezug auf die Entwicklung von Computerprogrammen zeigen sich damit gewisse reduktionis-
tische Implikationen. Menschliches Wissen im Allgemeinen, aber auch Sachverhalte oder Gegen-
standsbeschreibungen im Besonderen, müssen für die Programmierung explizit gemacht und damit
in Form von propositionalen Satzgehalten ausgedrückt werden. Ein weiterer Reduktionsschritt be-
steht darin, dass dieses vergegenständlichte Wissen auch noch formalisiert und damit bestimmten
formallogischen Regeln unterworfen werden muss. Letzteres ist sicherlich die weitaus größere Re-
duktion, welche zur Programmierung der Computersysteme vorgenommen werden muss.
Durch die Modelle und Simulationen soll die Hypothese der Identität kognitiver Zustände
und Prozesse mit funktionalen Zuständen und Prozessen trotz fehlender empirischer Be-
funde gestützt werden. Auf dieser Annahme bauen jedoch die Simulationen als formali-
sierte und implementierte „Brückengesetze“ auf, die eine Isomorphie der funktionalen
Zustände eines Programms auf der einen und jener des menschlichen Bewusstseins bzw.
der artifiziellen Kognition auf der anderen Seite stützen sollen. Dabei dient die klassische
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