Information Technology Reference
In-Depth Information
kommen, die nicht nur durch rein formal-logische Repräsentationskonzepte und Schlüsse
erfassbar sind. Insofern wird nach der Entwicklung des Kognitionsmodells ein Vorgehens-
modell vorgestellt, das den geforderten interdisziplinären Zugang zu den Problem- aber
auch den Lösungsräumen ermöglicht.
Sowohl bei der Modellierung kognitiver Phänomene als auch bei der späteren Imple-
mentierung dieser Modelle in konkrete Systemlösungen werden durch die interdiszipli-
näre Vorgehensweise einzelne Erkenntnisse aus den unterschiedlichen Wissenschaftsdis-
ziplinen integriert. Ziel ist dabei, eine möglichst allgemeine, aber dennoch verwertbare
Sichtweise für Intelligenz, Denken, Erkennen und damit Kognition zu erarbeiten. Obwohl
das Phänomen der Kognition aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird, gilt die
menschliche Kognition (human cognition) als natürliches Vorbild. Dadurch, dass Cogni-
tive Computing ihrem Gegenstand und ihren Methoden nach nicht nur eine kultur- und
naturwissenschaftliche, sondern auch eine technologische Wissenschaft ist, erscheint sie
als eine wissenschaftliche Disziplin neuen Typs.
Die spezifische Nähe von Theorie und Praxis beziehungsweise von Modell und Sys-
temlösung macht eine veränderte wissenschaftsphilosophische Betrachtung erforderlich.
Neben dieser Nähe erscheinen auch die Aspekte der Theorienpluralität, der Transdiszipli-
narität und der durch die Technologie induzierte Zirkularität wissenschaftsphilosophisch
relevant. Deshalb ist es sicherlich notwendig, die Instrumente der klassischen Wissen-
schaftsmodelle (Kuhn, Lakatos, Feyerabend etc.) kritisch zu würdigen, um zum einen
ihre Anwendungsmöglichkeiten auf die sich abzeichnende Technologisierung der Wis-
senschaft zu erörtern und zum anderen an den Stellen, an welchen sich die „klassischen“
Methoden als unzureichend erweisen, nach neuen Beschreibungsmustern zu suchen. Die-
ser Notwendigkeit in der erforderlichen Tiefe nachzukommen, erscheint jedoch an dieser
Stelle zu früh, würde außerdem den Rahmen dieses Buches sprengen und bleibt daher
weiteren Arbeiten und Autoren überlassen. Dennoch sei kurz die in diesem Buch vertre-
tene Wissenschaftsauffassung angedeutet, um eine „philosophische Verortung“ bereits an
dieser frühen Stelle zu ermöglichen:
• Das Ganze ist nicht gleich der Summe der Teile.
• Komplexe Systeme sind vernetzte, dynamische Ganzheiten.
• Offene Systeme sind mit ihrer Umwelt vernetzt und tauschen mit ihr Materie, Energie
und Informationen.
• Das Verhalten komplexer Systeme lässt sich nicht im Einzelnen vorhersehen, jedoch
beeinflussen.
• Komplexe Systeme weisen erkennbare Ordnungsmuster auf, die gestaltet werden kön-
nen.
• Lenkung (Steuerung, Regelung) hält ein System unter Kontrolle.
• Soziale Systeme können lernen und sich qualitativ entwickeln.
• Der Mensch verfügt über empirisches Wissen, das in konstruktivistischer Weise an ihn
selbst und seine kognitiven Fähigkeiten gebunden ist.
Search WWH ::




Custom Search