Information Technology Reference
In-Depth Information
3.4
Methodik
Die nächsten Abschnitte behandeln das Problem der prozessualen und funktionalen Aus-
gestaltung von Lösungssystemen im Allgemeinen und kognitiven Systemen im Speziellen.
Im Sinne der Wissenschaftstheorie (Chalmers 1986 ) ist eine solche Ausgestaltung in Form
eines Entwicklungsprojektes als ein Forschungsprogramm oder eben wissenschaftsphilo-
sophisch ausgedrückt, als die Realisierung eines Paradigma anzusehen (Bayertz 1980 ).
Nach T.S. Kuhn oder I. Lakatos (Lakatos 1982 ) operiert die Wissenschaft in einem anerkannten
Paradigma, das eine Grundorientierung der Forschung vorgibt. Es umfasst die disziplinären Grund-
lagen (Theorien, Methoden, Gegenstandsbestimmungen, Definitionen, Instrumentarien, Techniken
etc.), deren Infragestellung dann allerdings zu einem Paradigmenwechsel in Form einer Revolution
führen kann (Kuhn 1977 ). Das Paradigma erweist sich demnach als Rahmen für die Forschung, das
die kreativen und gerichteten Prozesse kanalisiert und bei Irritationen wieder ausrichtet, d. h. in die
alten Bahnen zurückzubringen versucht. Eine Wissenschaft befindet sich also solange innerhalb
eines Paradigmas, als die gemeinsamen Problemlösungen innerhalb dieser Wissenschaftsgemein-
schaft nicht in Frage gestellt werden. Allerdings blieb eine solche wissenschaftliche Revolution im
Sinne von Th. S. Kuhns im Problembereich dieses Buches bisher aus, sodass der stetige Wissens-
zuwachs ungeachtet aller Wechsel sogenannter Paradigmen eher einer wissenschaftlichen Evolution
gleicht. So entwickeln sich die wissenschaftlichen Zwecke und Mittel nicht nur kontinuierlich fort,
sondern unter der Berücksichtigung, dass sich diese Zwecke und Mittel auch im „Wettbewerb der
Möglichkeiten“ bewähren und damit eine gewisse „Fitness“ erringen müssen, auch weiter (Kuhn
1976 ).
Unabhängig von dieser wissenschaftsphilosophischen Sichtweise ist ein solches Entwick-
lungsprojekt ein zunächst interdisziplinäres, dann transdisziplinäres Unternehmen, dessen
charakteristischste Methode die Modellierung ist, nämlich die formale und auf Lösungs-
systeme implementierte Modellierung von Lösungen in Verbindung mit der Überprü-
fung dieser Modelle durch empirische Analyse in einer Test- oder Simulationsumgebung
(Abb. 3.6 ).
Search WWH ::




Custom Search