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Wir bedienen uns der Induktion, weil sie die einzige Methode ist,
weitraumig anwendbare Tatsachen uber die wirkliche Welt zu erschlie-
ßen. Ohne sie hatten wir nichts als Trillionen von Einzelerfahrungen,
von denen jede so isoliert und bedeutungslos ware wie Konfettischnipsel.
[...] Das Zusammenspiel von Induktion und Deduktion ist die Grund-
lage der wissenschaftlichen Methode.
Abduktion ist nach Peirce das Erschließen eines Sachverhalts aus einer vorlie-
genden Beobachtung aufgrund regelhaften Wissens. Auch Abduktion ist im alltagli-
chen menschlichen Schlussfolgern als Suche nach Erklarungen weit verbreitet; samt-
liche Diagnoseverfahren in Medizin oder Technik basieren im Prinzip auf Abduktion.
Wie die Induktion unterscheidet sich Abduktion aber auch darin von Deduktion,
dass das abgeleitete Wissen nicht notwendigerweise wahr ist. Es wird zwar eine
mogliche Erklarung gefunden; der beobachtete Sachverhalt konnte aber eben doch
eine andere Ursache haben.
Uber die Dreiteilung der Inferenz nach Peirce hinaus kann man außerdem noch
viele weitere Dimensionen der Inferenz unterscheiden. So hatten wir in Abschnitt
3.1.1 z.B. schon Schließen bei vagen und probabilistischen Angaben oder Schließen
unter Berucksichtigung von “Normalitat”erwahnt. Ein Beispiel fur einen unsicheren
Schluss ist:
Wenn der Patient Fieber hat, hat er meistens eine Entzundung.
Der Patient hat Fieber.
Also hat der Patient vermutlich eine Entzundung.
Es handelt sich bei dem verwendeten Wissen um unsicheres Wissen insofern, als
dass die Schlussfolgerung zwar plausibel, aber nicht zwingend ist.
Sich nur auf Schlussfolgerungen einzuschranken, die notwendigerweise kor-
rekt sind, ist in vielen Situationen nicht nur fur uns Menschen, sondern auch fur
ein wissensbasiertes System nicht praktikabel; eine pragmatische Anforderung an
Schlussfolgerungen ist daher die Forderung nach ihrer Plausibilitat .Wahrend es aber
recht gut moglich ist, exakt zu definieren, wann ein Schluss auf jeden Fall formal
korrekt ist, entzieht sich die Definition der Plausibilitat einer eindeutigen mathema-
tischen Definition; stattdessen gibt es verschiedene Ansatze zu ihrer Modellierung.
In diesem Kapitel werden wir definieren, wann logische Schlussfolgerungen notwen-
digerweise korrekt sind; in spateren Kapiteln werden wir Konzepte zur Behandlung
von Plausibilitat vorstellen, die nicht eine mathematisch formale Korrektheit vor-
aussetzen.
Bevor wir weitere konkrete Beispiele fur Inferenzen angeben, fuhren wir noch
folgende Notation ein:
Bedingung-1
Bedingung-2
...
Schlussfolgerung
Oberhalb des Striches sind die Pramissen und unterhalb des Striches ist die Kon-
klusion der Inferenz angegeben. Dabei ist zu beachten, dass nur die tatsachlich
angegebenen Bedingungen als Grundlage fur den Schluss verwendet werden durfen.
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