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der sie tatsachlich sehr erfolgreich waren.
Wahrend die ersten Ansatze zur automatischen Verarbeitung naturlicher Spra-
che im Prinzip rein muster-orientiert waren, stellte sich bald auch in diesem Be-
reich die Bedeutung bereichsspezifischen Wissens heraus. Ein bekanntes System
zum Sprachverstehen aus der Anfangszeit der wissensbasierten Systeme ist das
SHRDLU-System von T. Winograd [241], das sich auf eine einfache “Klotzchenwelt”
(engl. blocks world ) bezog. Ein anderes fruhes System zur Verarbeitung naturlicher
Sprache ist das LUNAR-System [243], das Fragen zu Gesteinsbrocken der Apollo-
mission in naturlicher Sprache entgegennimmt.
Das erste kommerziell erfolgreiche Expertensystem war R1 (spater XCON ge-
nannt), das in Kooperation mit der Digital Equipment Corporation entwickelt wur-
de [150, 151]. Es enthalt mehrere tausend Regeln zur Konfiguration von Rechenan-
lagen fur DEC-Kunden.
Heute sind weltweit mehrere tausend Expertensysteme im Einsatz. Einen Uber-
blick auch uber die Situation im deutschsprachigen Raum vor einigen Jahren gibt
z.B. [154]; aktuelle Informationen sind regelmaßig in der Zeitschrift KI ,demMit-
teilungsorgan des Fachbereichs 1 “Kunstliche Intelligenz” der Gesellschaft fur In-
formatik e.V. (GI), zu finden.
2.5
Das medizinische Diagnosesystem MYCIN
MYCIN entstand in den 70er Jahren als ein Konsultationssystem zur Diagnose und
Therapie von Infektionskrankheiten durch Antibiotika. Nach der ersten Euphorie
angesichts der revolutionaren und segensreichen Wirkungen der Sulfonamide und
des Penicillins bei der Bekampfung gefahrlicher Infektionskrankheiten war zu jener
Zeit auch das Problem eines vorschnellen und unkritischen Einsatzes von Antibiotika
offensichtlich geworden. So hatte die verschwenderische, z.T. sogar prophylaktische
Gabe dieser Medikamente zur Entstehung neuer, resistenter Bakterienstamme und
zur Veranderung typischer Krankheitsverlaufe gefuhrt. Damit war die Frage aufge-
worfen, ob durch diesen Missbrauch nicht die Behandlung von Infektionskrankhei-
ten ernsthaft erschwert wurde, ja, ob letztendlich nicht sogar - global gesehen - die
Konsequenzen dieser leichtfertigen Verschreibungspraxis schlimmer waren als die zu
behandelnden Krankheiten selber.
Anfang der siebziger Jahre forderten alarmierende Studien einen gezielteren
Einsatz von Antibiotika. Das Problem ließ sich aber nicht einfach nur durch eine
quantitative Beschrankung losen. Es gibt kein Super-Antibiotikum, das gegen alle
bakteriellen Erreger gleich gut wirkt. Die Bestimmung des Erregertypus ist denn
auch eine der wichtigsten Voraussetzungen fur eine erfolgreiche Antibiotikatherapie.
Weiter mussen der bisherige Krankheitsverlauf sowie die Krankengeschichte und
Dispositionen des Patienten berucksichtigt werden. Außerdem sollen Labordaten
Eingang in die Diagnose finden bzw. es muss erst einmal entschieden werden, wel-
che Laboruntersuchungen uberhaupt sinnvollerweise erhoben werden sollten. Dazu
kommt noch ein Zeitproblem: Bei akuten Krankheitsverlaufen kann oft nicht ab-
gewartet werden, bis alle erforderlichen Daten vorliegen. Hier muss aufgrund der
Symptome und der Erfahrung eine Therapie eingeleitet werden.
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