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2.4
Zur Geschichte wissensbasierter Systeme
Als “Geburtsstunde der Kunstlichen Intelligenz” wird ein Workshop in Dartmouth
im Sommer des Jahres 1956 angesehen. Die Systeme, die bis Ende der sechziger
Jahre entwickelt wurden, gingen alle in der Regel von einem allgemeinen Pro-
blemlosungsansatz aus, in dem elementare Ableitungsschritte miteinander verkettet
wurden, die aber nur sehr wenig oder gar keine Informationen uber den betreffenden
Anwendungsbereich benutzten.
Es stellte sich jedoch heraus, dass solche Ansatze in komplexen Anwendungsbe-
reichen nur schwache Ergebnisse erzielten. Daher setzte sich die Erkenntnis durch,
dass der einzige Weg zu besseren Erfolgen darin besteht, mehr Wissen uber den
Problembereich zu verwenden, um großere Ableitungsschritte zur Losung von in
dem gegebenen Anwendungsbereich typischen Teilproblemen zu ermoglichen. Dies
markierte den Beginn der Entwicklung wissensbasierter Systeme.
Das erste System, das erfolgreich intensiv Wissen in der Form einer großen
Anzahl von Regeln aus einem spezifischen Anwendungsbereich einsetzte, war
DENDRAL [31]. DENDRAL ist ein System zur Interpretation von Massenspek-
trogrammen, bei dem Molekul-Struktur-Formeln bestimmt werden. Bei Chemikern
besteht ein ubliches Vorgehen darin, nach bekannten Mustern von Spitzen in dem
Massenspektrogramm zu suchen, die auf gemeinsame Teilstrukturen hindeuten. Oh-
ne auf die Details eingehen zu wollen, geben wir ein Beispiel fur eine entsprechende
Regel zur Erkennung einer Ketogruppe als Teilstruktur eines Molekuls an [198]:
if
there are two peaks at x 1 and x 2 such that
(a) x 1 + x 2 = M + 28 (M is the mass of the whole molecule)
(b) x 1 - 28 is a high peak
(c) x 2 - 28 is a high peak
(d)atleastoneofx 1 and x 2 is high
then
there is a ketone subgroup
In der Folge wurde das medizinische Expertensystem MYCIN entwickelt. MY-
CIN dient der Diagnose von bakteriellen Infektionskrankheiten und liefert einen
entsprechenden Therapievorschlag fur die Verabreichung von Antibiotika. Im Ge-
gensatz zu DENDRAL konnten die Regeln des MYCIN-Sytems aber nicht aus einem
allgemeinen theoretischen Modell fur den Anwendungsbereich abgeleitet werden.
Stattdessen mussten die Regeln durch Befragen menschlicher Experten gewonnen
werden, wobei diese Experten ihr Wissen aus Erfahrungen zogen. Ein weiterer Un-
terschied zu DENDRAL besteht darin, dass die Regeln die Unsicherheiten, mit
denen medizinisches Wissen oft behaftet ist, widerspiegeln mussten. Wegen der her-
ausragenden Bedeutung, die MYCIN fur die Geschichte der wissensbasierten Syste-
me erlangt hat, werden wir im folgenden Abschnitt dieses System noch ausfuhrlicher
vorstellen.
Eine mathematisch fundierte Methode zur Darstellung unsicherer Regeln lie-
fert die Verwendung von Wahrscheinlichkeiten. PROSPECTOR ist ein derartiges
probabilistisches System zur Erkennung geologischer Formationen. Es erlangte ei-
nige Beruhmtheit dadurch, dass es Probebohrungen in einer Gegend vorschlug, in
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