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Weder JTMS noch ATMS analysieren die logische Struktur von Aussagen. Sie er-
kennen z.B. nicht, wenn die Aussage eines Knotens gerade die Negation der Aussage
eines anderen Knotens ist. Ein logikbasiertes TMS (LTMS) ist das von McAllester
[144]. Als ideal erscheint die Kombination aller drei TMS-Typen. Ein Schritt in
diese Richtung ist das RMS (Reason Maintenance System) von McDermott [148];
diese Arbeit gibt auch einen guten Uberblick uber Entwicklungen im Bereich der
Truth Maintenance-Systeme. Einige Autoren prasentieren die TM-Systeme in einer
abstrakteren und eleganteren Form (s. hier insbesondere [109]).
7.7
Ausblicke
Der Truth Maintenance-Ansatz weist nicht nur zur Default-Logik, sondern auch
zum Logischen Programmieren enge Beziehungen auf (vgl. z.B. [27]). Hier wird
ein nichtmonotones Ableitungsverhalten durch die Methode des negation as failure
ermoglicht - solange die Negation einer Aussage nicht explizit aus dem Programm
bewiesen werden kann, darf die Aussage als wahr angenommen werden. Wird durch
das Hinzufugen neuer Information jedoch die negierte Aussage zu faktischem Wis-
sen, so konnen bisherige Schlussfolgerungen nicht mehr abgeleitet werden (siehe
auch Kapitel 9).
Wie Abschnitt 7.4.4 deutlich macht, erreicht man die Nichtmonotonie der Ab-
leitung im Wesentlichen dadurch, dass man die Inferenz nicht mehr auf alle Model-
le, sondern nur auf bestimmte, besonders gute Modelle stutzt. Diese Idee wird in
vielen nichtmonotonen Logiken verfolgt. Speziell mit der Nichtmonotonie in TMS
beschaftigen sich z.B. [149, 109, 61, 27].
Das JTMS von Doyle berucksichtigt aber nicht nur explizit nichtmonotone
Regeln, sondern vollzieht auch einen Wechsel des Wissens- oder Glaubenszustandes
(eines maschinellen oder humanen Agenten). Einen solchen Wechsel bezeichnet man
als Wissensrevision (belief revision) . Heute sind die beiden Bereiche der nichtmono-
tonen Logiken und der Wissensrevision parallele, aber eng miteinander verwandte
Fachgebiete, die sich eines großen Interesses und reger Forschungsaktivitaten erfreu-
en (vgl. z.B. die beiden Ubersichtsartikel [141] und [76]; siehe auch [112, 113]). Die
Arbeit von J. Doyle [54] leistete zu beiden einen fruhen Beitrag.
Das JTMS-Verfahren, so wie es hier vorgestellt wurde, kann allerdings nur
angewendet werden, wenn einem TM-Netzwerk Begrundungen hinzugefugt werden,
nicht aber, wenn Begrundungen entfernt oder modifiziert werden. Um diese Falle
zu behandeln, sind andere Methoden der Wissensrevision notwendig.
Auch das DDB-Verfahren kann nur dann erfolgreich durchgefuhrt werden, wenn
Annahmen , also nichtmonoton etablierte Knoten, zuruckgesetzt werden konnen.
Dadurch wird eine sehr vorsichtige, moglichst geringfugige Anderung ermoglicht.
Damit nimmt das JTMS von Doyle ein Paradigma vorweg, das auch heute noch eine
zentrale Bedeutung fur die Wissensrevision besitzt: das Paradigma der minimalen
Anderung (minimal change) .
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