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Bezugnahme auf fruhere
analoge
Falle. Unterschiede lassen sich allerdings in der
Ausrichtung beider Schlussweisen feststellen: Wahrend das Analogieschließen sich
mehr um abstraktes Wissen und strukturelle Ahnlichkeiten bemuht, zielt das fall-
basierte Schließen auf Beziehungen zwischen spezifischen Episoden ab und ist prag-
matisch orientiert (wie
nutzlich
ist ein fruherer Fall fur die Losung einer neuen
Aufgabe?).
Auch
induktives Schließen
verwendet Sammlungen von Beispielen. Sein Ziel ist
jedoch die Ableitung
allgemeiner Gesetzmaßigkeiten
,wahrend fallbasiertes Schlie-
ßen Konzepte und Kontexte immer an
Einzelfallen
festmacht. Dabei sind die Gren-
zen durchaus fließend: Auch CBR-Systeme kennen
reprasentative Falle
,dieVer-
allgemeinerungen darstellen, und fallbasierte Klassifikation lasst sich als eine Form
induktiven Konzeptlernens betrachten. Wichtig zur Unterscheidung beider Schluss-
weisen ist auch hier die entsprechende Zielsetzung: Induktives Schließen ist
abstra-
hierend
,wahrend fallbasiertes Schließen sich am
konkreten
Fall orientiert.
Speicherung und Selektierung von Fallen sind zentrale Aspekte eines CBR-
Systems. In welcher Beziehung steht also die CBR-Methode zu
Datenbanken
und
informationssuchenden Systemen (information retrieval systems)
?
Naturlich stellen Datenbanken oft eine wichtige
Informationsquelle
fur CBR-
Systeme dar. Im Hinblick auf
Informationssuche
nehmen CBR-Systeme eine sehr
viel aktivere Position ein als informationssuchende Systeme und herkommliche Da-
tenbanken. Bei diesen bleibt die Formulierung der richtigen Anfrage namlich dem
Benutzer uberlassen. Ein CBR-System hingegen startet meistens mit einer allge-
meinen, z.T. unvollstandigen Situationsbeschreibung und bestimmt dann die fur
die Suche entscheidenden Schlusselworter selbst, indem es z.B. Fachwissen benutzt.
Die situationsbeurteilenden und problembeschreibenden Prozesse in CBR-Systemen
machen hier den wesentlichen Unterschied aus. Außerdem stellen Datenbank- und
Informationssysteme auf den
exakten Abgleich
ab, wahrend CBR-Systeme
moglichst
ahnliche
Falle heraussuchen. Schließlich ist die mogliche, selbstandige Anpassung
von Losungen ein vollig neues Element beim fallbasierten Schließen.
6.2.5
Die Grundtypen fallbasierten Schließens
Grob unterscheidet man zwei Arten von CBR-Aufgaben:
problemlosendes
und
in-
terpretatives
CBR.
Das Ziel des
problemlosenden CBR
ist, die Losung eines ahnlichen, fruheren
Problems als
Losung eines neuen Problems
vorzuschlagen und evtl. anzupassen. So
generiert z.B. ein fallbasierter Planer einen neuen Plan, indem er einen gespeicherten
Plan mit ahnlicher Zielsetzung selektiert, die Unterschiede zwischen alter und neuer
Situation herausarbeitet und den gefundenen Plan entsprechend modifiziert.
Beim
interpretativen CBR
steht nicht die Losung eines Problems im Mittel-
punkt des Geschehens, sondern die
adaquate und differenzierte Beurteilung einer
Situation
. Zu diesem Zweck werden ahnliche Falle aus der Fallbasis herausgesucht
und mit der neuen Situation verglichen. Dabei werden die festgestellten Unterschie-
de dahin gehend untersucht, ob sie entscheidend fur die Einschatzung der neuen
Situation sind oder nicht. Eine wichtige Anwendung interpretativen fallbasierten
Schließens stellt die Beurteilung von Rechtsfallen dar; allgemein wird es z.B. zu