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Zurück beim Motorrad geht es weiter bergauf. Als ich den Pass erreiche zeigt mein Navi knapp über 5.000 Meter
an und damit dürfte das der höchste Pass auf meiner Reise sein. Die Landschaft ist weitläufig, hohe Berge, tiefe Täler.
Es ist einfach nicht zu beschreiben welches Gefühl man hier hat. Während ich auf der westlichen Hälfte der Straße
noch ab und zu ein Motorrad oder Auto sah, ist es seit dem Pastoruriabzweig wie ausgestorben. Klar, alle kommen von
Huaraz und wer fährt schon einen Umweg über die PE3N auf der Ostseite um Richtung Lima zu kommen? Noch 22 km
windet sich die Buckelpiste mit den nun auftretenden Schlaglöchern und mehrmals muss ich stehenbleiben, um mich
einfach an der Kulisse zu erfreuen. Ich habe mir Peru toll vorgestellt, aber das es hier so toll ist hätte ich nie geträumt.
Als die kleine Nebenstraße auf knapp 4.800 Metern die PE3N trifft, wechselt nur der Belag auf Asphalt, der Ausblick
bleibt noch ein wenig spektakulär. Da niemand unterwegs ist, die Straße leicht abfällig ist (klar, die nächsten 150 km
geht's von 4.800m auf 0m), drehe ich den Gasgriff schön auf und rase durch die Bergkulisse mit gut 130-140 km/h
Richtung Barranca. Serpentinen, 90°-, 180°-Kurven und es geht immer weiter bergab. Bei 1.500 Metern ändert sich die
Landschaft augenblicklich. Das Grün verschwindet immer mehr und bei 1.000 Metern befinde ich mich wieder in einer
Steinwüste. Das alles in 5 km Luftlinie, einfach beeindruckend. Es wird heiß, der Pulli muss weg und so halte ich an
einem kleinen Straßenstand, trinke was kaltes und wundere mich über 32°C hier im Tal! Es ist später Nachmittag als
ich die Kleinstadt Barranca am Meer erreiche, schnell in ein Hotel einchecke und in den ziemlich kalten Pazifik
springe. Ein Sandstrand vom Feinsten verwöhnt mich noch zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang und ich bin
wirklich glücklich, dass ich diese Reise erleben darf.
Km-Stand: 36.597
Unterkunft: Hospedaje Casablanca - 13 USD und direkt am Strand!
Mittwoch, 4. Februar 2015 - Auf nach Lima!
Nach meinen gestrigen Eindrücken muss dieser Tag Scheiße werden. Eigentlich wollte ich nach Caral zu den
Ruinen, aber die Zufahrt ist durch einen Fluss versperrt und mein Motorrad am zweiten Eingang ein gutes Stück von
den Ruinen stehen zu lassen fällt mir im Traum nicht ein. Also muss ich Caral streichen, fahre die 23 km zur
Panamericana und düse bei 30°C weiter Richtung Lima. Die Panamericana in Peru (zumindest vom Norden bis Lima)
ist stinklangweilig und so drehe ich ab und dann mal auf und rase mit 130 km/h durch die Wüste. Schon 25 km vor
meinem Ziel beginnt Lima und der Verkehr wird beschissen. LKW, Busse, Autos und ich. Die Hitze macht mich
aggressiv und genauso fahre ich auch. Zweimal schrammt mich ein Auto an den Aluboxen was mir absolut egal ist und
als ich sehe, dass mal wieder ein Geländewagen einen schönen Kratzer von meinen Aluboxen hat, hellt sich sogar
meine Stimmung auf. Ein McDonalds wird entdeckt und ich mache nach 35 Minuten für 10 km erst einmal eine Pause,
um mich ein wenig abzukühlen. Die nächsten 15 km durch die Innenstadt nach Miraflores werden einfach nur ekelhaft.
Autos, Ampeln, Stau, Hitze, Sonne, ich verfluche diese 8 Mio. Stadt. Nach 90 Minuten habe ich auch die Strecke dank
Missachtung aller Verkehrsregeln in Deutschland (rote Ampeln, Hupen, Durchquetschen, Bürgersteigbenutzung!)
geschafft. Schnell die Maschine im Hof abstellen, kurze Hose und Shirt an sowie einen Liter Wasser trinken. Die Luft
ist gute 30°C und ich mache heute gar nix mehr. Am Abend bin ich sogar zu faul Essen zu gehen, laufe nur 3 Blocks
zum Supermarkt und genieße später im Hotel einen Salat mit Honig-Senf-Dressing und richtigen Semmeln! Ein Traum!
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