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sonntags auch nicht den Planeten retten. Bevor ich es besser wusste, erledig-
te ich einmal an einem Sonntagnachmittag mein Recycling und wurde von ei-
ner kleinen alten Dame energisch zurechtgewiesen. Ich hatte die Schilder am
Altglascontainer nicht gelesen, auf denen steht, dass es nicht erlaubt ist,
sonntags (und an den anderen Tagen abends nach 20.00 Uhr) Glas einzuwer-
fen, und zwar aus Lärmschutzgründen. Der Himmel helfe dem armen Sünder,
der versehentlich an einem Sonntag ein Glas zerdeppert.
Für gesetzliche Feiertage gilt dasselbe wie für Sonntage, zumindest hinsicht-
lich der Ge- und Verbote. Es gibt also keinen Schlussverkauf am zweiten Weih-
nachtsfeiertag, und am Tag der Arbeit darf nicht Rasen gemäht werden, man
kann an Neujahr weder die leeren Flaschen entsorgen noch einen Familienaus-
lug zum Heimwerkermarkt machen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Tag
vor einem Feiertag als Samstag zählt (egal um was für einen Wochentag es
sich handelt, es kann beispielsweise der Gründonnerstag vor
Karfreitag sein) und die Geschäfte daher früher schließen als sonst. Nur wenn
der Tag vor dem Feiertag ein Sonntag ist, gilt das natürlich nicht, der Sonntag
hat selbstverständlich Vorrang.
Den Schweizern ist das in Fleisch und Blut übergegangen, aber für Fremde,
egal ob sie die Schweiz für eine Woche bereisen oder ein Jahr lang hier leben,
wirkt das sehr verwirrend. So kann es passieren, dass Museum oder Kaufhaus
früher schließen, wenn man am wenigsten damit rechnet, beispielsweise am
Tag vor Mariä Himmelfahrt.
Man könnte meinen, all diese richtigen und falschen Samstage und Sonntage
lösten im öfentlichen Personenverkehr Chaos aus. Aber nein, was für ein al-
berner Gedanke, schließlich sind wir ja in der Schweiz. Die Züge verkehren an
jedem Tag nach demselben Fahrplan, auch sonn- und feiertags, schließlich
sind das exakt die Tage, an denen viele Menschen reisen wollen. Es gibt für
einen Schweizer nichts Unlogischeres als an den Weihnachtsfeiertagen weni-
ger oder (wie in Großbritannien) gar keine Züge einzusetzen. Und sie sind an
den Sonntagen tatsächlich proppenvoll, im Winter mit Skifahrern, im Sommer
mit Wanderern und mit Touristen rund ums Jahr. Lediglich im Nahverkehr kann
es passieren, dass an Sonn- und Feiertagen Stadtbusse oder Pendlerzüge in
die Vororte in weniger dichtem Takt fahren. Eine einzige landesweite Ein-
schränkung gibt es sonntags im Verkehrswesen allerdings, und zwar dürfen
keine LKW fahren. Was eine prima Sache ist.
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