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Denk ich an die Schweiz …
Schließen Sie die Augen und sagen Sie mir das Erste, was Ihnen zur Schweiz einfällt. Nicht
unwahrscheinlich, dass es Käse ist. Oder Schokolade. Oder Berge. Oder Banken, Kuckucks-
uhren, Skifahren, Armbanduhren, das Rote Kreuz, Schnee oder Toblerone. Das waren die
zehn meistgenannten Begriffe, als ich hundert Nichtschweizer um ihre Assoziationen bat,
und jeder Einzelne von ihnen hatte eine Antwort parat. Kein »Weiß nicht« oder »Ich pas-
se«. Es wurde klar, dass jeder etwas vor Augen hat, wenn er an die Schweiz denkt. Dieses
kleine gebirgige Land in der Mitte Europas hat einen festen Platz in der Vorstellungswelt
von Millionen Menschen.
Nicht, dass die Schweizer an sich so bekannt wären. Machen wir den Test noch einmal,
aber fragen wir diesmal nach einem berühmten Schweizer oder einer gefeierten Schweize-
rin. Schon viel schwerer, nicht wahr? Von meinen hundert Interviewpartnern konnte ein
Viertel keinen einzigen Schweizer Star nennen, anscheinend waren sie keine Tennisfans.
Wie seltsam, dass die Alpenrepublik in aller Welt mit ihren Erzeugnissen glänzt, aber nur
wenige allgemein bekannte Namen zu bieten hat. Sind die Schweizer so mit der Herstel-
lung und Erfindung von Produkten beschäftigt, dass sie keine Zeit für ihren eigenen Ruhm
haben? Oder scheuen sie nur das Rampenlicht? Anscheinend haben wir alle unsere Vorur-
teile über die Schweiz, aber über die Menschen, die dort leben, wissen wir wenig.
Andererseits, was wissen wir eigentlich über die echte Schweiz, die rätselhafte Helvetia
hinter den Klischeevorstellungen? Die Wahrheit könnte Sie überraschen. Hinter dem höfli-
chen und reinlichen Ruf verbirgt sich ein Land, in dem Graffiti und Zigarettenstummel
allgegenwärtig sind, in dem Schlangestehen ein Fremdwort und Recycling am Sonntag
verboten ist. Eidgenossen gelten manchen als konservativ (und sogar langweilig), doch bei
Drogenmissbrauch und Sterbehilfe legen sie eine erstaunlich liberale Haltung an den Tag,
und sie sind verblüffend kreativ, wenn es um Innovation und Technik geht. Im Grunde
sind die Schweizer eine Nation der Widersprüche, zusammengehalten durch die Fähigkeit
und den Wunsch, sie zu überwinden. Wie hätten sie sonst je ihre Berge bezwingen, ihre
Feinde zurückschlagen und sich sieben Jahrhunderte lang behaupten können?
In diesem Buch finden Sie weder Restauranttipps für Zürich noch die Sehenswürdigkei-
ten von Basel oder Hinweise für Bahnreisende. Dafür gewährt es einen Blick hinter die
Kulissen und entführt Sie jenseits aller Klischees auf eine Reise ins Herz der Schweiz und
in die Gedankenwelt ihrer manchmal exzentrischen Bewohner. Ich werde Ihnen zeigen,
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