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spürbar. Sechs Kantone verdanken seinen Reformen ihre Existenz; auch geht die Idee,
Bürger der Schweiz und nicht nur eines Kantons zu sein, auf ihn zurück. Seine Republik
mag ein Beispiel dafür gewesen sein, wie man nicht regieren sollte, aber er garantierte
wenigstens jedem Schweizer Mann dieselben Rechte (Schweizerinnen mussten darauf
noch eine Weile warten) und schaffte sowohl den Feudalismus als auch die abhängigen
Gebiete ab. Und in Bern hat seine Armee ein sichtbares Andenken hinterlassen: Die Stra-
ßenschilder haben vier verschiedene Farben, was den Analphabeten unter den französi-
schen Soldaten half, zu ihrem Quartier zu finden. Auf der einen Straßenseite sind die
Schilder gelb, auf der gegenüberliegenden grün - eine kleine historisch begründete
Anomalie, die fotografierende Touristen heute aber kaum bemerken.
Ein weiteres Nebenprodukt von Napoleons Intervention war die Schweizer Fahne. Bis
dahin hisste jeder Kanton zu Hause und in der Schlacht seine eigene Flagge. Napoleon
führte eine Trikolore ein, ein ziemlich hässliches grün-rot-gelbes Ding, das ebenso schnell
in der Versenkung verschwand wie die Republik, die es repräsentierte. Der fehlende Zu-
sammenhalt angesichts der Invasion veranlasste jedoch General Dufour (der Namensge-
ber des höchsten Gipfels der Schweiz), den Wert eines gemeinsamen Feldzeichens zu pro-
pagieren. Die neue Fahne war dann wie ihre kantonalen Cousinen quadratisch und rot
mit einem weißen Kreuz in der Mitte. Als Feldzeichen war sie nur einmal im Einsatz
(1847, siehe unten), ehe sie zur Nationalflagge wurde. allerdings - typisch Schweiz - gab
es eine hitzige Debatte über die exakte Form des Kreuzes, bis 1889 ein Bundesbeschluss
Folgendes regelte: »Das Wappen der Eidgenossenschaft ist im roten Felde ein aufrechtes,
frei stehendes weißes Kreuz, dessen unter sich gleiche Arme je ein Sechstel länger als
breit sind.« Die Schweizer Fahne ist nach wie vor quadratisch; weltweit gibt es nur noch
eine weitere Nationalflagge in dieser Form, die des Staates Vatikanstadt, Heimat der
Schweizergarde. Zufall? Ich glaube nicht.
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