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Die aufälligste Absonderlichkeit beim fortgeschrittenen Swinglish ist die
Grammatik. Plötzlich haben viele Substantive erstmals einen Plural ( informati-
ons, behaviours ), andere werden im Plural eigenartig geschrieben ( babys statt
babies , partys statt parties ). Verben sind in ungeahnter Vielzahl relexiv -
dressing, hurrying, shaving, imagining, remembering, sitting down - man tut
sich hier einiges selbst an. Weil es im Deutschen heißt: „Wir trefen uns“, „ich
schäme mich“ und „wir sehen uns“, sind swinglishe Idioms wie „We meet us“,
„I shame me“ und „We see us“ nicht ungewöhnlich. Und dann noch die Ver-
laufsform, die von Swinglish-Sprechern gerade genüsslich praktiziert wird,
vielleicht gerade weil es sie im Schwyzerdütschen nicht gibt. „Are you spea-
king German?“, ist eine Frage, die jeden Angesprochenen verwirren wird, ob-
wohl sie vermutlich fast akzentfrei erklingt.
Und auch die Aussprache mit anderem Zungenschlag bietet einige Stolperfal-
len, weshalb es einen Schweizer nicht wundern sollte, wenn er sich trotz per-
fekter Grammatik nicht verständlich machen kann. Ich stand im Buchladen
einmal schrecklich auf dem Schlauch, als eine Kundin in der von mir betreuten
englischen Abteilung nach Büchern über „Chee-ses“ fragte. Die Bücher über
Käse aus der Kochbuchecke riefen bei ihr nur Kopfschütteln hervor, und als ich
ihr ein Buch über „Swiss Cheese“ in der Regionalia-Ecke heraussuchen wollte
(und mich dabei verwirrt fragte, ob cheese eigentlich einen Plural hat), war sie
ebenfalls nicht glücklich.
„There is no Swiss Cheeses“, hörte ich sie deutlich widersprechen.
Es gibt keinen Schweizer Käse? Was für eine eigenartige Behauptung! Jetzt
schaute ich so verblüft, dass sie sich zu einer weiteren Erklärung genötigt
sah. „Cheeses war kein Schweizer, er war der Sohn Gottes“, übersetzte ich für
mich ihre Worte, und da iel der Groschen endlich. „Ach so, Sie meinen Jesus!“
Der Unterschied zwischen dem stimmhaften „J“ (dsch) und dem stimmlosen
„CH“ (tsch), mit dem auch viele Deutsche ein Problem haben, hätte mich an
diesem Tag fast eine Kundin gekostet. Aber immerhin habe ich einen Schwei-
zer Jesus kennengelernt, was ich sicherlich nie vergessen werde.
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