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An Straßenübergängen fällt die Unterscheidung zwischen Schweizern und Tou-
risten leicht: Schweizer sind jene, die an der leeren Straße plichtschuldig aus-
harren, bis die Ampel dem nicht vorhandenen Verkehr Einhalt gebietet und
das grüne Männchen erscheint. An Übergängen ohne Ampel stürzen sie hinge-
gen auf die Fahrbahn, ohne auf den Verkehr zu achten; nur die Trambahn las-
sen die meisten klugerweise vorüberrumpeln.
Selbstverständlich sind es die Touristen, die das System versagen lassen. Als
Fußgänger tun sie immer das Gegenteil des Erlaubten: Da warten sie an lee-
ren Straßen nicht auf das grüne Männchen, zögern aber, verkehrsreiche Kreu-
zungen zu überqueren. Und als Fahrer sehen sie sich mit zahllosen Schweizer
Fußgängern konfrontiert, die scheinbar durch einen beherzten Sprung vor ihre
Stoßstange aus dem Leben scheiden wollen. Vielleicht entsteht die Verwirrung
ja dadurch, dass die Zebrastreifen gelbe statt weiße Streifen haben, also das
namengebende Zebra wohl Gelbsucht gehabt haben muss. Wespenstreifen
wäre die passendere Bezeichnung.
Als nicht Schweizer Einheimischer wähle ich nach Möglichkeiten
das Beste aus beiden Welten. Ich schreite hinaus auf ampellose Überwege,
teile den lutenden Verkehr wie ein moderner Moses, ignoriere aber auch ei-
gensinnig das rote Männchen, wenn die Straße frei ist. Das funktioniert. Bis
jetzt wenigstens.
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