Travel Reference
In-Depth Information
Die Appenzeller waren nicht die Einzigen, die uneins wurden. Auch die Basler teilten
sich nach einem unversöhnlichen Zwist um Reformen, diesmal politischer Natur, in
Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Jede der beiden Hälften ist bevölkerungsreicher als
manch ganzer Kanton, aber die Altlast der Geschichte sorgt dafür, dass sie halbe bleiben.
Zehn Kantone haben einen eigenen Namen, wie das Tessin oder die Waadt; die übri-
gen sind nach ihrem Hauptort benannt, sodass zwischen beidem unterschieden werden
muss. So wie in Bayern ein erheblicher Unterschied zwischen der Kreisstadt Starnberg
und dem Landkreis Starnberg besteht, so ist in der Schweiz Bern nicht identisch mit dem
Kanton Bern. Wenigstens gehen die Schweizer in dieser Hinsicht logisch vor.
Die Kantone fühlen sich so unabhängig, dass man manchmal den Eindruck gewinnt, es
gebe nicht eine Schweiz, sondern 26 Miniausgaben davon, wobei alle ungefähr in diesel-
be Richtung steuern, aber jede ihr eigenes Ding macht. Für diesen Aspekt des Schweizer
Lebens gibt es ein Wort: Kantönligeist . Die höfliche Übersetzung lautet, dass jeder Kan-
ton seine eigene Identität, Kultur und Geschichte hat; realistisch gesehen heißt es eher,
dass ein Kanton sturer ist als der nächste. Und da die kantonalen Unterschiede mit Zäh-
nen und Klauen verteidigt werden, ist nicht damit zu rechnen, dass sie bald verschwin-
den werden. Aber es sind ebenjene Unterschiede, die die Schweiz zu einem einzigartig
vielfältigen und deshalb so faszinierenden Land machen.
Die Schweiz geopolitisch und auf emotionaler Ebene als Einheit zu sehen ist selbst für
manche Schweizer eine relativ neue Idee. Dasselbe gilt für ihre Hauptstadt.
Search WWH ::




Custom Search