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Eisenbahn und Tourismus - eine glückliche Verbindung
Aufgrund der Sprachbarrieren gibt es in der Schweiz streng genommen keine landeswei-
ten Zeitungen. Die Menschen in der Romandie lesen viel eher eine in Frankreich erschie-
nene Tageszeitung als eine deutschsprachige aus ihrem Heimatland. Aber selbst in der
Deutschschweiz hat die ausgeprägt provinzielle Struktur der Schweizer Gesellschaft zur
Folge, dass in Zürich die wenigsten den Bund lesen würden, der in Bern erscheint. Statt-
dessen greift man zur Regionalzeitung des eigenen Wohnorts. Manchmal jedoch gibt es
Nachrichten von kantonüberschreitender Bedeutung: » SBB -Züge waren 2008 weniger
pünktlich«, lautete eine solche Schlagzeile, mit der niemand gerechnet hatte. Eine erschüt-
ternde Feststellung, bis man den Bericht liest.
2008 kamen 95,8 Prozent der Schweizerischen Bundesbahnen ( SBB ) pünktlich an, im
Vorjahr lag der Wert bei 95,9 Prozent. Das war's. Ein Nachlassen um 0,1 Prozent ist eine
Meldung wert. Ausländische Eisenbahnchefs würden auf den Gleisen tanzen, wenn sie
solche Werte erreichten. In Großbritannien lag die Rate bei 90,6 Prozent, und die Deutsche
Bahn hielt ihre Pünktlichkeitsstatistik jahrelang geheim - wohl aus gutem Grund, denn
unabhängige Prüfer ermittelten, dass jeder siebte Fernverkehrszug zu spät kommt. Im
Herbst 2011 ging die Deutsche Bahn in die Offensive und veröffentlichte eine Statistik,
nach der in der ersten Jahreshälfte »nur« jeder fünfte Fernzug verspätet gewesen ist.
In der Schweiz wird Pünktlichkeit streckenweise strenger definiert als anderswo. Meist
findet die europäische Norm von weniger als fünf Minuten Anwendung (bei der Deut-
schen Bahn weniger als sechs), doch auf der Hauptstrecke Bern-Zürich haben sich die
SBB ein Dreiminutenziel gesetzt - und es in 92,4 Prozent der Fälle erreicht. Der Rest der
Welt kann da nur staunen.
Die Schweiz ohne Bahn wäre wie Amerika ohne Highways und England ohne Staus.
Mehr oder weniger unvorstellbar. Züge gehören ebenso zum Landschaftsbild wie blumen-
geschmückte Berghütten und Kühe mit Glocken um den Hals; man hat fast das Gefühl, die
Eisenbahn wäre eine alpenländische Erfindung. Doch das ist keineswegs der Fall.
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