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Survival-Tipp Nummer 9
Tischmanieren
Wahrscheinlich zeigt sich der Schweizer Sinn für Pünktlichkeit nirgends deutli-
cher als bei den Essenszeiten. Ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen, die
Schweizer essen früh und reagieren ziemlich überrascht, wenn andere das
nicht tun. Dafür ist das Mittagessen das beste Beispiel. Punkt zwölf Uhr macht
das Land Pause. Büros und Baustellen verwaisen, Geschäfte und Banken außer-
halb der großen Stadtzentren schließen, Kinder kehren aus der Schule heim,
außer dem öfentlichen Verkehr kommt fast alles zum Stillstand. Wenn Sie um
12.15 Uhr in einem Schweizer Lokal einen Tisch bekommen, haben Sie das
große Los gezogen. Um 13.45 Uhr herrscht dagegen gähnende Leere, aller-
dings auch in der Küche. Am Abend sind die Essenszeiten ein bisschen le-
xibler, doch zu Hause haben die meisten Schweizer bereits um 19.30 Uhr ge-
gessen. Zum Teil,
weil das Abendessen normalerweise kleiner ausfällt als das Mittagessen - oft
besteht es nur aus Salat oder Brot und Käse oder einer Schüssel Müesli -, aber
auch damit sie die Abendnachrichten im Fernsehen anschauen können, die täg-
lich um 19.30 Uhr gesendet werden. In den größeren Städten indet man aller-
dings Restaurants, die noch zu beunruhigend später Stunde, also um 22.00 Uhr
warme Küche haben, und an den Wochenenden schließt McDonald's erst zu ei-
ner so unchristlichen Zeit wie drei Uhr morgens.
19.00 Uhr ist also der richtige Zeitpunkt für ein Trefen zum Abendessen. Und
egal ob man die goldene Eintrittskarte für das Heim von Schweizer Freunden
ergattert hat oder sich in einem Restaurant verabredet, gilt es ein bestimmtes
Procedere zu beachten, sobald die Getränke auf dem Tisch stehen. Unter gar
keinen Umständen dürfen Sie jetzt einfach ihr Glas heben und der Tischrunde
zuprosten. Ich dachte immer, so gehört es sich, bis ich bei einem Schweizer
Abendessen meinen ersten großen gesellschaftlichen Fauxpas beging. Ich hob
mein Glas gleichzeitig mit den anderen, sagte „zum Wohl“ und nahm einen
großen Schluck. Alle hielten inne und starrten mich an, als hätte ich gerade
nackt auf dem Tisch getanzt. Und ich lernte, dass es bei Schweizern nicht mit
drei Sekunden getan ist, wenn sie einander zuprosten. Denn wie fast alles in
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