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Landleben
Während sich draußen die Welt in rasendem Hasentempo dreht, hat sich die ländliche
Schweiz für die Gemächlichkeit des Igels entschieden. Sie bleibt ihren Traditionen treu,
fügt nur hie und da ein bisschen modernen Komfort hinzu. Fahnenschwingen bei Festen,
Jodelvereine, Trachten und Volksmusik - die Gebräuche der Vergangenheit sind noch heu-
te lebendig, und fast jede Gemeinde hat ihre eigenen, die ganz selbstverständlich und nicht
wegen der Touristen geschätzt und hochgehalten werden. Beispielsweise wird der Almauf-
trieb im Berner Oberland und in Appenzell im Frühjahr groß gefeiert. Die Kühe sind mit
Blumen, Glocken und Fähnchen geschmückt, oft gibt es einen Schönheitswettbewerb, bei
dem die Königin für diesen Sommer gewählt wird. Im Herbst gibt es erneut die Gelegen-
heit für einen Umzug und ein Fest, wenn das Vieh wieder talwärts getrieben wird. Natür-
lich ist dies ein beliebtes Schauspiel, das viele Städter anzieht, doch vor allem geht es dar-
um, Traditionen aufrechtzuerhalten. Selbst wenn das heißt, dass man Hudigäggeler hören
und so tun muss, als gefalle einem diese Schweizer Version der Humtata-Musik, die ge-
wöhnlich von einem Männertrio mit Akkordeon, Kontrabass und Klarinette oder Tuba
zum Besten gegeben wird. Nach etwa zwei Liedern klingen alle gleich, doch die Schweizer
lieben diese Musik so sehr, dass man sie oft im Fernsehen erleben kann - und zwar im
Hauptprogramm zur besten Sendezeit, nicht bei einem Spartenkanal um drei Uhr morgens
mit 17 von Schlaflosigkeit geplagten Zuschauern.
Es gibt auch drei traditionelle Sommer-Nationalsportarten, das Hornussen , das Schwin-
gen und das Steinstossen . Das Hornussen ist ein verrückter Mix aus Golf und Baseball, ein
Mannschaftssport, bei dem das eine Team einen Hartgummipuck in die Luft schlägt und
das andere versucht, ihn mit gewaltigen Paddeln herunterzuholen. Besonders beliebt ist
diese Sportart im Emmental. Schwingen ist rustikales Ringen, das unter freiem Himmel in
einem Sägemehlring stattfindet. Meist sind die Schwinger im normalen Leben Käser oder
Schreiner: kräftige Männer, die eine Art Sackleinenwindel über ihrer Kleidung tragen. Der
Sieger erhält einen Kranz oder eine Kuhglocke - Geldpreise gibt es keine. Ebenso kräftig
gebaut sind die Steinstosser, die einen Steinbrocken so weit wie möglich von sich wuchten.
Ähnlich wie beim Kugelstoßen, nur dass die Steine zwischen vier und 50 Kilogramm wie-
gen. Alle drei Jahre gibt es beim Schwing- und Älplerfest in allen drei Sportarten Wett-
kämpfe , dazu Jodelmusik, Alphornbläser und Fahnenschwinger. Es handelt sich um eine
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