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Eine Marke gestern und heute
In der Welt der Uhren ist der Erkennungswert einer Marke alles. Und ein paar haben tat-
sächlich einen außergewöhnlichen Status erlangt. Eine davon ist Omega. Nachdem sie die
offizielle Uhr bei den Olympischen Spielen, der NASA und am Handgelenk von James
Bond war, gilt sie jetzt häufig als der Archetypus der Schweizer Uhr. Mir kommt es gele-
gen, dass Omega ein eigenes Firmenmuseum hat, das man kostenlos besichtigen kann, al-
lerdings erst nach Voranmeldung. Schließlich geht es nicht an, dass jeder einfach nach
Lust und Laune hereinspaziert, das wäre viel zu unschweizerisch. Leider hatte mich trotz
meiner formvollendeten Anfragen keine Uhrenmanufaktur auf ihr Betriebsgelände gelas-
sen - Industriespionage und all so was, Sie wissen schon. Folglich gab ich mich mit dem
Besuch des Omega-Museums in Biel zufrieden, den ich ordnungsgemäß telefonisch vorab
vereinbarte.
Bis dahin hatte ich geglaubt, La Chaux-de-Fonds sei hässlich, doch ich änderte meine
Meinung, als ich im Dreckloch der Schweiz ankam, wie Markus mir Biel drastisch be-
schrieben hatte. Oder genauer Biel/Bienne, die größte offiziell zweisprachige Stadt der
Schweiz. Hier ist alles in Französisch und in Deutsch beschriftet, was Straßenschilder,
Fahrpläne und Werbeanzeigen beachtlich aufbläht. Um gegenüber der zweiten Stadt des
Kantons Bern nicht ungerecht zu sein - nur die Nachkriegsbauten sind niederschmetternd
hässlich. Biel/Bienne hat zwei Schmuckstücke, von denen jedes andere Dreckloch nur
träumen kann: einen eigenen See (Bieler See/Lac de Bienne) und, versteckt inmitten all der
architektonischen Mittelmäßigkeit, eine echte Perle von Altstadt. Hier schlägt im Verbor-
genen das Herz der Stadt, zwischen den ockerfarbenen Gebäuden, geschwungenen Brun-
nen und mit Kletterpflanzen bewachsenen Bistros fühlt man sich wie in einen Roman ver-
setzt.
Doch Omega und die anderen Uhrenfabriken haben sich hier nicht wegen des Seeblicks
angesiedelt. Ihnen ging es um Transportmöglichkeiten, vor allem mit der Bahn, und da
war Biel (ich bleibe der Einfachheit halber mal bei einem Namen) so viel leichter erreich-
bar als La Chaux-de-Fonds oben in den Bergen. Omega hat seine Manufaktur 1880 in einer
alten Spinnerei eröffnet, und dort ist sie heute noch, mit dem Trolleybus fünf Minuten von
der Stadtmitte entfernt.
Das Museum mag sich ja auf einen Hersteller konzentrieren, aber im Grunde bietet es
einen historischen Überblick über die gesamte Uhrenindustrie, angefangen bei den kompli-
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