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Das Rote Kreuz von innen
In den deutschsprachigen Schweizer Fernsehnachrichten ist das Rote Kreuz, das mit beun-
ruhigender Regelmäßigkeit erwähnt wird, als
IKRK
bekannt. Der volle Name wird kaum
genannt, denn Schweizer Zuschauer fänden es herablassend, wenn jemand erklärte, wofür
das Kürzel steht. Ebensowenig würde man dem deutschen
TV
-Publikum erläutern, was
der
DFB
ist, oder dem amerikanischen, was
FBI
bedeutet. Den Nichtschweizer lässt die
Buchstabenkombination
IKRK
jedoch ratlos zurück. Zuerst dachte ich, es handle sich um
eine Separatistenbewegung im Nahen Osten, (da sah ich gerade einen Bericht über den
Irakkrieg). Und bei einem Bericht über den Hurricane Katrina fragte ich mich, ob das eine
verrückte Tochterorganisation des Ku-Klux-Klan sei. Besonders beunruhigend fand ich
dann die Vorstellung, dass
IKEA
Aufbauarbeit an beiden Orten leisten könnte.
Auch als ein Rotkreuzmitarbeiter interviewt wurde, hieß der Untertitel nur »Soundso
vom
IKRK
«. In den Schweizer Fernsehnachrichten sind Untertitel sehr beliebt, vor allem
bei Interviews, bei denen den Befragten in der Regel ein großes, graues Mikrofon unter die
Nase gehalten wird, eine Praxis, die die
BBC
schon vor zwanzig Jahren abgeschafft hat.
Jedes Mal, wenn wieder eine prägnante Antwort des Interviewten zu hören ist, erscheint
der Untertitel erneut, um uns daran zu erinnern, wen wir vor uns haben. Und zwar nicht
deshalb, weil das Gedächtnis der Eidgenossen löchrig ist wie Schweizer Käse, sondern weil
sich ein Zuschauer gerade erst zugeschaltet haben könnte und wissen möchte, wer da
spricht. Jedenfalls wirken die Nachrichten lebendiger, wenn alle paar Sekunden Untertitel
ein- und ausgeblendet werden.
Aber zurück zu meinen rechtsextremen Möbelhändlern im Nahen Osten. Die Buchsta-
ben stehen in Wirklichkeit für Internationales Komitee vom Roten Kreuz, alias
IKRK
. Das
ist der offizielle Name der Organisation, und auf ihrer Website bezeichnet sie sich auch
fast ausschließlich so, sogar auf der englischen, wo sie zu
ICRC
mutiert. Allerdings sind
diese vier Buchstaben in den britischen Nachrichten völlig unbekannt, wo man das
zwanglose
Red Cross
bevorzugt, nicht zuletzt weil man es besser mit ernster Miene aus-
sprechen kann als
icy arsey
, was ein Engländer allzu leicht als »eisiger Hintern« missver-
stehen könnte.
Da das
IKRK
schweizerischen Ursprungs ist, gibt es natürlich eine logische Erklärung
für den umständlichen Namen. Jedes Land hat seine eigene nationale Rotkreuz- (oder