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Über die Koexistenz von Neutralität und Militarismus
Jedes Jahr geben die Schweizer bei einer landesweiten Umfrage Auskunft über die drei
Dinge, die sie mit ihrem Land verbinden. Und jedes Jahr rückt Volkes Stimme zwei The-
men ganz nach oben: Frieden und Sicherheit sowie Neutralität. Im Denken der Schweizer
ist beides eng miteinander verknüpft; sie schätzen ihr Land als Oase der Sicherheit in einer
unruhigen Welt, aber diesen Status zu erhalten ist nur dank ihrer Neutralität möglich. Das
sind die beiden Reifen des Schweizer Fahrrads; mit einem Platten fährt der ganze Draht-
esel nicht mehr.
Der dritte Faktor wechselt bei der Umfrage nahezu jedes Jahr: Demokratie, Ordnung,
Freiheit und Natur, all diese Schlagworte sind schon in der Liste aufgetaucht.
Nichts kommt aber auch nur entfernt an die Neutralität heran, die als fundamentaler
Bestandteil der Schweizer Identität gilt, und zwar sowohl daheim wie im Ausland. Sie ist
quasi die heiligste Kuh in einem Land der Milchwirtschaft. Das hängt teilweise mit den
strengen Regeln zusammen, die die Eidgenossen ihrer Neutralität auferlegen, aber auch
mit ihrer dauerhaften Bindung an eine Organisation, das Rote Kreuz. Es mag nominell un-
abhängig sein, aber für viele ist das Rote Kreuz ebenso eine Schweizer Schöpfung wie das
rote Taschenmesser und Käse mit Löchern. Dass es überhaupt existiert, ist einem Mann zu
verdanken, der es verdienen würde, als berühmtester Schweizer aller Zeiten verehrt zu
werden, aber die wenigsten haben überhaupt je von ihm gehört. Dabei ist er der Mann,
der der Welt ein Gewissen gab. Und der Schweiz eine Rolle auf der Weltbühne.
Schwer vorstellbar, in welcher Welt wir leben würden, wenn Henri Dunant nie geboren
worden wäre: kein Rotes Kreuz, somit keine humanitäre Hilfe; keine Genfer Konvention,
also keine Regeln der Kriegsführung; kein YMCA und folglich keine Village People. Ohne
ihn könnte die Welt tatsächlich so trostlos aussehen.
Doch wie verhält es sich mit seinem Beitrag zur Entstehung der modernen Schweiz?
Wenn Dunant und damit das Rote Kreuz nie existiert hätten, was für ein Land wäre die
Schweiz heute? Oder, fast genauso wichtig, wie anders würde sie wahrgenommen werden?
Zeit, mehr über diese durch und durch schweizerische internationale Institution heraus-
zufinden - und auch über ihren Gründer. Zeit für einen Besuch in der internationalsten
Stadt der Schweiz: in Genf.
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