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zwei Milliarden Franken unter die Arme greifen, erntete dafür aber nur Kritik. Die Su-
permärkte wetteiferten darum, Preise für Importwaren zu senken, Autohändler und Elek-
trogeschäfte warben lauthals mit Euro-Rabatten, und die Hotels stützten sich zunehmend
auf Kundschaft aus Asien. Am Ende schritt die Schweizerische Nationalbank ein, band
den Franken zu einem Mindestwechselkurs von 1,20 an den Euro und verpflichtete sich,
jede dafür benötigte Summe auszugeben. Es funktionierte, könnte sich aber als teure Ent-
scheidung erweisen.
Jahrelang standen an den Tankstellen von Grenzorten wie Kreuzlingen Autos mit
deutschen Nummernschildern Schlange. Die Schweiz hatte den niedrigsten Benzinpreis
Europas und profitierte davon. Real hat sich an den Preisen nicht viel geändert, aber der
starke Franken lässt sie plötzlich sehr teuer aussehen.
Jetzt hat sich die Situation umgekehrt: Die Deutschen kommen nicht mehr, und die
Schweizer tanken jenseits der Grenze und erledigen nebenbei noch ihren Wocheneinkauf.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass den Schweizern, die mit aller Macht versu-
chen, auf Distanz zur EU und ihrer Währung zu bleiben, manchmal nichts anderes übrig
bleibt, als sich den ökonomischen und geografischen Gegebenheiten zu beugen. Dass
man der Party fernbleibt, macht einen nicht immun gegen den Lärm.
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