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Zwanzigern, schlecht sortiert und ziemlich abgegriffen, ausgehändigt wurde, musste ich
dann zur Bausparkasse tragen. Den Schweizer Kassier dort traf fast der Schlag, als ich
ihm die Tüte mit den Scheinen überreichte. Ich kam mir vor wie ein Bankräuber.
Geldscheine sind in der Schweiz selten schäbig oder zerknittert. Man stopft sie sich
nicht in die Hosentasche, sondern behandelt sie gut, faltet sie sorgfältig oder schiebt sie
behutsam in die Brieftasche. Ihre fröhlichen Farben - gelb, rot, grün und blau - werden
weder blass noch schmutzig; es ist fast, als würde jemand das Geld waschen. Das Faszi-
nierende an den Scheinen ist, was alles darauf Platz hat. Neben dem Porträt eines bedeu-
tenden Schweizers (Staatsmänner sind nicht zugelassen), einem Schweizer Kreuz und
dem Namen des Künstlers und Druckers steht da noch schrecklich viel in allen vier Lan-
dessprachen: der Name der Notenbank, der Betrag in Worten und der Hinweis, dass die-
ses Zahlungsmittel gesetzlich geschützt ist. Hinzu kommen die 15 Sicherheitsmerkmale,
die den Franken zur bestgeschützten Währung der Welt machen. Die übliche Seriennum-
mer, das Wasserzeichen und der Metallstreifen sind ein alter Hut gegen die acht unter-
schiedlichen Varianten, den Nennwert zu zeigen - Farbe, Mikropunkt, Metall und Ultra-
violettziffern sind nur vier davon. Außerdem hat jeder Schein ein Prägezeichen an einem
Ende (die Zehn-Franken-Note hat einen Punkt in einem Kreis), was es auch Blinden er-
möglicht, den Wert zu ertasten.
Der mir liebste Sicherheitstrick ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Zwei winzige
Abschnitte enthalten eine Minibiografie der auf dem Schein abgebildeten ehrwürdigen
Person. In vier Sprachen. Die Schrift ist so klein, dass sie nur unter einem guten Mikro-
skop zu lesen ist - oder auf der Website der Schweizerischen Nationalbank. Ich weiß
nicht recht, ob die dortige Veröffentlichung dem Kampf gegen Geldfälscherei nützt oder
wie zweckdienlich eine Prüfmethode ist, für die man eine Laborausrüstung braucht. Aber
es ist doch interessant zu erfahren, dass Le Corbusier, der Schweizer Architekt, dessen
Kopf den Zehnfrankenschein ziert, folgenden Text hat: »Le Corbusier hat als Architekt
Urbanist Maler und Theoretiker bahnbrechende und visionäre Anwendungen für den
Wohn- und Städtebau verwirklicht.« Nicht so schlimm, dass es in Winzlingsschrift ge-
druckt ist.
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