Travel Reference
In-Depth Information
Eine einzigartige Währung
Was Geld anbelangt, haben alle Schweizer wenigstens eines gemeinsam: Sie sind stolz auf
ihren Franken. Bevor er 1850 eingeführt wurde, war die Schweizer Geldwirtschaft ein heil-
loses Durcheinander. Jeder Kanton hatte seine eigene Währung, es kursierte aber auch
Geld, das von der alten Helvetischen Republik, den Klöstern, italienischen Stadtstaaten
und anderen Ländern ausgegeben worden war. Insgesamt waren 8000 verschiedene Mün-
zen als gesetzliches Zahlungsmittel zugelassen. Dann hatte jemand den klugen Einfall, ei-
ne einheitliche Währung für die neue Föderation zu schaffen, und der Schweizer Franken
war geboren. Leider konnten die kantonalen Münzprägeanstalten die große Nachfrage
nicht decken, und so wurden die ersten Schweizer Münzen in Paris und Straßburg geprägt.
Kein vielversprechender Anfang für eine Nationalwährung, aber beim Franken gibt es kei-
nen Grund zur Reue. Er ist eine der stärksten Währungen der Welt, und die Schweizer lie-
ben ihn. Und zwar so sehr, dass sie ihn wo immer möglich benutzen.
Schweizer zahlen in der Regel ganz altmodisch in bar. Vielleicht haben sie deshalb so
große Banknoten. Ein Schweizer Geldautomat spuckt vornehmlich 100-Franken-Scheine
aus, und Sie geben sich sofort als Tourist zu erkennen, wenn Sie sich beim Bezahlen eines
Getränks für Ihre 200-Franken-Note entschuldigen. Was für andere ein kleines Vermögen
ist, sehen die Eidgenossen als ganz normalen Geldschein an. Kassiererinnen halten ihn we-
der gegen das Licht, noch rufen sie die Filialleiterin, und sie zucken auch nicht mit der
Wimper, wenn man gleich drei oder vier präsentiert. Selbst 1000-Franken-Noten werden in
den meisten Geschäften überall im Land ohne Weiteres akzeptiert - das sind, je nach aktu-
ellem Wechselkurs, knapp 900 Euro in einem purpurroten Stück Papier.
Ich werde nie vergessen, wie ich im Dezember einmal in meiner Bank in Bern anstand
und Mühe hatte, die ältere Dame vor mir nicht mit offenem Mund anzustarren, die um
17 000 Franken in bar gebeten hatte. Es dauerte nicht lange, denn der Kassierer musste nur
17 Scheine abzählen und sie in einen Umschlag stecken. Die Dame nahm ihr Geld, steckte
es in die Handtasche und erklärte, sie erledige jetzt ihre Weihnachtseinkäufe. Das gibt's
wirklich nur in der Schweiz.
In England sieht die Sache anders aus. Als ich dort vor ein paar Jahren die Anzahlung
für meine Schweizer Wohnung abheben wollte, musste ich 24 Stunden vorher Bescheid sa-
gen und mich zweifach ausweisen. Und das nicht bloß aus Sicherheitsgründen, sondern
weil die Bank gar nicht so viel Bares vorrätig hatte. Das Geld, das mir in Zehnern und
Search WWH ::




Custom Search