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chend. Eins jedenfalls steht fest: Es werden die Schweizer Wähler sein, die entscheiden,
wo es langgeht. Doch es kann noch eine Weile dauern, bis sie wissen, was sie wollen und
was das Beste für ihr Land ist.
Für Außenstehende ist die vielschichtige Schweizer Politik mit ihrer komplizierten Vertei-
lung der Macht ein schier undurchschaubares Labyrinth. Wer an die flammenden Gegen-
sätze in der britischen, amerikanischen, französischen und deutschen Politik gewöhnt ist,
findet sie vielleicht sogar fade. Aber was, wenn die Schweiz eher die Regel als die Aus-
nahme wäre? Vielleicht ginge es in der Politik mehr um politische Fragen und weniger
um Personen, wenn alle Demokratien so gesamtheitlich funktionieren würden. Man
könnte Milliarden sparen, wenn Wahlkämpfe nicht so zugespitzt geführt würden, und
viele Menschenleben retten, wenn das Volk über Krieg und Frieden zu entscheiden hätte.
Welch ein Unterschied! Kein System ist perfekt, und schon gar nicht das der Schweizer,
aber manche sind besser als andere.
Jedenfalls ist das Verständnis dieser einzigartigen Politikform der Schlüssel zu vielem,
was die Schweiz und die Schweizer ausmacht. Das nationale Modell von Konsens und
Kompromiss formt das Schweizer Denken und durchdringt die Gesellschaft auf jeder
Ebene. Alles wird aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, zur Debatte gestellt und so
formuliert, dass es dem Willen der Mehrheit entspricht. Nein, Spontaneität ist keine ty-
pisch schweizerische Eigenschaft: Weder schneit man unangekündigt bei Freunden her-
ein noch trifft man eine Entscheidung, die nicht bis aufs i-Tüpfelchen diskutiert wurde.
Fast alles wird so akribisch genau geplant wie ein Zugfahrplan - ein Schweizer Zugfahr-
plan! Trotz all seiner Nachteile ist das politische System der Schweiz das vielleicht beste
Beispiel für gelebte Demokratie. Oder, wie Abraham Lincoln einst sagte: »Regierung des
Volkes, durch das Volk und für das Volk.« Er muss die Schweiz vor Augen gehabt haben.
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