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Kasten 2.5 Seltene Erden - auch in der Kiesgrube nebenan!
In Missachtung ihres Namens sind die Metalle der sogenann-
ten Seltenen Erden nicht so selten, wie man vielleicht anneh-
men möchte. So sind beispielsweise Cer, Lanthan und Neodym
deutlich häufiger in der Erdkruste vertreten als Blei und sogar
der seltenste stabile Vertreter der Seltenen Erden, Thulium,
ist hundertmal häufiger als Gold (Taylor 1964). Doch während
jeder die Form kennt, in der Gold gefunden wird, und während
vielen Galenit (Bleiglanz) ein Begriff ist, fallen selbst Geowis-
senschaftlern zu Seltenen Erden oft nur die fernen Vorkommen
in China und den USA ein.
Von eiszeitlichen Gletschern wurde immerhin so viel Gold
transportiert, dass in hiesigen Kiesgruben die Goldsuche als
Hobby betrieben werden kann (Kühne 1976, 1983, Lierl & Jans
1990). Dass man in einer normalen Kiesgrube auch Gesteine
finden kann, die bedeutende Gehalte von Seltenen Erden
aufweisen, zeigt dieser Fund: Auf einer Exkursion anlässlich
der Jahrestagung der Gesellschaft für Geschiebekunde 1999
wurde in eine Kiesgrube am Offlumer See bei Münster ein
recht ungewöhnliches und auffälliges Gestein gefunden. Es
war weiß, mit eckigen bis elongierten schwarzgrauen Nestern
eines dunklen Minerals. Doch erst unter dem Mikroskop
offenbarte sich das ganze Geheimnis dieses Gesteins. Die
dunklen Nester entpuppten sich als ein Mineral der Epidot-
gruppe, das durchaus auch Seltene Erden einbauen kann.
Es war Allanit (
Eine Analyse mit der Mikrosonde ergab Gehalte von Cer mit
bis zu 18 % und Lanthan mit rund 11 %. Daneben kommen
auch Neodym mit rund 4,5 % und seltener Praseodym mit
rund 1,5 % vor. Es handelt sich also um einen Cer-Allanit
(Ries 2005). Die weiße Grundmasse des Gesteins wird haupt-
sächlich durch Quarz und Ca-Mg-Silikate gestellt. Mit
großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen Skarn
(
Abschn. 4.9).
Natürlich ist ein Einzelfund noch keine Lagerstätte. Dieses
Gestein ist ja nicht am Fundort entstanden, sondern es wurde
während der Eiszeit von Gletschern dorthin transportiert.
Dort, wo es entstanden ist, gab es sicher noch mehr davon.
Was würde also ein prospektierender Geologe hier tun?
Er müsste schlicht den Weg des Gletschers zurückverfolgen,
um den Ort zu finden, an dem dieser die Lagerstätte über-
fahren und das Gestein entführt hat. Auf diese Weise könnte
man quasi rückwärts aus den Hinterlassenschaften von eiszeit-
lichen Gletschern neue Lagerstätten erkunden, denn schließ-
lich haben die Gletscher oft ein sehr viel größeres Gebiet
»beprobt«, als es ein Geologe zu Fuß könnte (sie hatten ja auch
sehr viel länger Zeit). Und tatsächlich sind auf diese Art bereits
neue Lagerstätten gefunden worden. Vergleichbares gilt auch
für Gerölle aus Flüssen und so weiter. Allerdings ist diese
Methode weniger erfolgversprechend, wenn der Transport
über solche enormen Distanzen hinweg erfolgte (Meyer 1990).
7
.
Abb. 2.24), (CaSEE)(Al 2 Fe 2+ )(Si 3 O 11 )O(OH).
Abb. 2.24 Dieses auffällige Gestein, ein SEE-reicher Skarn, wurde in einer Kiesgrube am Offlumer See bei Münster gefunden:
a) Handstück, b) Dünnschliff unter dem Mikroskop. Das dunkle Mineral ist Cer-Allanit. © G. Ries.
Wichtig sind Loparit (in Lovozero), Steenstrupin (in »hyper-
agpaitischen Lujavriten«) und Eudialith (der nur wenige Prozent
SEE enthält, aber ein Hauptmineral der meisten agpaitischen
Gesteine ist und leicht in Salzsäure gelöst werden kann). Leichte
SEE dominieren in Agpaiten, aber auch schwere SEE können
angereichert sein.
Ionenabsorbtionstone ( 7 Abschn. 5.11.4 ) sind ein weiterer
wichtiger Lagerstättentyp, sie sind leicht abzubauen und haben
manchmal auch sehr hohe Gehalte an schweren SEE - in Aus-
nahmefällen überwiegen die schweren SEE sogar. Die Metalle
sind an der Oberfläche der Tonminerale absorbiert.
Schließlich können die sehr widerstandsfähigen Minerale
Monazit und der seltenere, für schwere SEE wichtige Xenotim auf
Seifen ( 7 Abschn. 5.9 ) angereichert werden. Beide Minerale kom-
men in vielen magmatischen (z. B. Granit) und metamorphen
(z. B. Gneis) Gesteinen als akzessorische Minerale vor. Vereinzelt
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