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Kasten 1.14 Die Late-Veneer-Theorie
Die Entstehung des Erdkerns war die umfassendste Fraktio-
nierung in der Geschichte der Erde, schließlich ist der Anteil
der erst später entstandenen Erdkruste an der Gesamterde
verschwindend gering. Der Erdkern besteht weitgehend aus
Eisen und etwas Nickel, enthält aber auch geringe Mengen
an Silizium und anderen Elementen. Vor allem die »Eisen
liebenden« (siderophilen) Elemente (
sind, was im Englischen als late veneer bezeichnet wird. Dem-
nach sind diese ökonomisch bedeutenden Rohstoffe weit-
gehend ein Gruß aus dem All, wie ein Überzug aus Streusel auf
einem fertigen Kuchen.
Diese Theorie wird heiß diskutiert. Insbesondere die relativen
Verhältnisse der Platingruppenelemente warfen die Frage
nach der Zusammensetzung dieser Meteoriten auf sowie die
Frage, inwieweit Prozesse im Erdmantel die entsprechenden
Signaturen verändern können (Lorand et al. 2008). Erst kürzlich
hat sich dann in Experimenten herausgestellt, dass manche
der betreffenden Elemente wie Palladium unter den extremen,
im Inneren der frühen Erde herrschenden Bedingungen doch
nicht so effektiv in den Kern fraktionieren, wie man angenom-
men hatte (Righter et al. 2008). Zumindest bei Osmium und
Iridium ist dies jedoch weiterhin der Fall (Brenan & McDonough
2009). Es ist also noch zu früh, um die Bedeutung der »Streusel«
quantitativ abzuschätzen.
Abschn. 1.20) wurden
bei der Entstehung des Erdkerns von der abwärts wandernden
Eisenschmelze in den Kern transportiert. Besonders effektiv
muss dies bei seltenen Elementen wie Gold, Platin, Palladium
und Iridium der Fall gewesen sein.
Nun kommen diese Elemente aber auch in der Kruste und
im Mantel vor. Die durchschnittlichen Gehalte im Mantel sind
zwar gering, aber noch immer deutlich größer, als sie im
Gleichgewicht mit dem Kern sein sollten. Die einfachste Erklä-
rung ist, dass dieser erhöhte Gehalt auf Meteoriten zurückgeht,
die erst nach der Bildung des Erdkerns auf die Erde gefallen
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Abb. 1.52 Die Einteilung der Elemente nach ihren geochemischen Eigenschaften. Es sind nur die Hauptaffinitäten angegeben, die im Ein-
zelfall nicht immer eindeutig sind. Nach Markl 2008.
 
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