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gen, weil diese die Nukleation und das Wachstum von größeren
Kristallen fördern (Pasteris 1999). Aus einem abkühlenden Fluid
in geringer Tiefe gebildeter Grafit ist hingegen sehr feinkörnig.
Erwähnenswert ist, dass Grafit auch in Meteoriten (insbesondere
in den kohligen Chondriten) und in manchen magmatischen
Gesteinen vorkommt.
7.17
Schwefel
Zwei unterschiedliche Prozesse können in der Natur zur Bildung
von elementarem Schwefel führen. An Vulkanen austretende
Gase enthalten neben Wasser und CO 2 auch H 2 S und SO 2 in
unterschiedlichen Verhältnissen. Durch die Reaktion 4 H 2 S + 2
SO 2 o 6 S + 4 H 2 O wird der Schwefel direkt als Feststoff aus
dem abkühlenden Gas abgeschieden (»sublimiert«), wobei das
SO 2 zum Teil erst durch Oxidation von H 2 S gebildet wird. Das
passiert vor allem an Solfataren, wie H 2 S-reiche Gasaustritte
genannt werden, in geringem Umfang auch an H 2 S-reichen
Fumarolen. Manchmal entstehen dabei filigrane Kristalle direkt
an den Spalten ( . Abb. 7.11 ), häufig sind erdige gelbe Massen
und eine Imprägnation in Gesteinsporen. Aufgrund des niedri-
gen Schmelzpunktes sind an heißen Gasaustritten auch Tropfen
oder kleine Ströme von geschmolzenem Schwefel zu sehen, die
zu massivem Schwefel erstarr en.
Schwefel wurde weltweit an einer ganzen Reihe von Vulka-
nen abgebaut, zum Beispiel auf Vulcano (Italien). Eine kleine
Schwefelmine am Gipfel des 6176 m hohen Vulkans Aucan-
quilcha (Chile) war das höchstgelegene Bergwerk überhaupt.
Besonders spektakulär sind die Solfataren am Kawah Ijen (Java,
Indonesien). Für den Abbau wurden Rohre in die Solfataren
getrieben, aus denen geschmolzener Schwefel tropft und zu
massiven Blöcken erstarrt, welche von Arbeitern in Körben aus
dem Krater geschleppt werden ( . Abb. 7.12 ). In den Kratersee
Abb. 7.11 Nadelige Schwefelkristalle an einer Solfatare am Krater-
rand des Vulkans Fossa auf der Insel Vulcano (Italien). © F. Neukirchen.
des Kawah Ijen wird so viel SO 2 eingetragen, dass es sich um
Schwefelsäure mit pH 0,1 handelt.
Wirtschaftlich von größerer Bedeutung ist allerdings der so-
genannte sedimentäre Schwefel, der indirekt von sulfatreduzie-
renden Bakterien gebildet wird. Besonders gute Bedingungen
finden diese Lebewesen im Gipshut von Salzdiapiren ( . Abb.
7.13 ), wenn in diesen aus den Sedimenten der Umgebung Erdgas
oder Erdöl einströmt. Im Gegensatz zu Salzdiapiren, die als Öl-
oder Gasfallen dienen, fehlt hier eine abdichtende Gesteins-
schicht. Sulfatreduzierende Bakterien nutzen die Reduktion von
in Wasser gelöstem Sulfat bei gleichzeitiger Oxidation von orga-
nischen Substanzen (oder Wasserstoff ) zur Energiegewinnung.
Dabei entstehen Schwefelwasserstoff und CO 2 oder HCO 3 - , bei-
spielsweise durch die Reaktion SO 4 2- + CH 4 o HS - + HCO 3 - +
H 2 O. Der Schwefelwasserstoff oxidiert anschließend zu Schwefel,
Abb. 7.12 Schwefeldämpfe und Schwefelablagerungen am Kawah Ijen (Indonesien). © F. Neukirchen.
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