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Tiefsee ist relativ wahrscheinlich, dass fast alles entgaste Methan
beim Aufstieg durch das Wasser von Lebewesen zu Kohlendioxid
oxidiert wird (Ruppel 2011), das wenigstens als Treibhausgas we-
niger effektiv ist. Das Ergebnis wäre aber auch ein saureres und
sauerstoffarmes Meer, was die Lebensbedingungen vieler Lebe-
wesen einschränkt, außerdem nähmen die Ozeane dann lang-
samer CO 2 aus der Atmosphäre auf.
Methanhydrate spielen möglicherweise bei großen Rut-
schungen an den Kontinentalhängen eine Rolle, die wiederum
Tsunamis auslösen können. Bekanntestes Beispiel sind die riesi-
gen Storraga-Rutschungen im Atlantik vor Norwegen, die vor
8000 Jahren im Nordatlantik einen gewaltigen Tsunami auslös-
ten. Der Grund ist noch umstritten (Mienert et al. 2005, Brown
et al. 2006), denkbar wäre, dass der Hang durch ein Auftauen der
Methanhydrate instabil wurde oder dass der Hang entlang einer
gasreichen Schicht an der Basis der Stabilitätszone von Methan-
hydraten abrutschte. Eventuell kam es erst durch die Druckent-
lastung während des Abrutschens zu einem Auftauen, was die
Rutschung verstärkt hat. Andere Forscher glauben, dass Methan-
hydrate höchstens eine untergeordnete Rolle gespielt haben, und
halten ein Erdbeben für den Auslöser. Diese Diskussion ist natür-
lich auch im Zusammenhang mit einer Förderung relevant, auch
hier befürchten kritische Stimmen, dass Hangrutschungen aus-
gelöst werden könnten.
Abb. 6.35 Phasendiagramm für das System H 2 O-CH 4 . Methanhydrate
sind oberhalb der orangefarbenen Kurve stabil.
nicht ökonomisch. An einer Bohrung kann man sie auftauen,
indem man durch Injizieren von Dampf die Temperatur erhöht
oder durch Pumpen den Porendruck verringert. Das ist aber sehr
energie- und zeitaufwendig, da das Auftauen stark endotherm ist
und zugleich das freigesetzte Methan den Druck wieder erhöht.
Außerdem ist es nicht einfach zu gewährleisten, dass das Methan
im Rohr landet und nicht in der Atmosphäre. Eine interessante
neue Methode ist das Einpumpen von CO 2 , das in den Clathraten
Methan ersetzt, ohne dass diese aufgetaut werden. Auf diese
Weise könnte man Methan gewinnen und gleichzeitig das Treib-
hausgas Kohlendioxid entsorgen.
Statt als Energiequelle werden Methanhydrate aber meist
eher als Problem wahrgenommen. Das betrifft auch konven-
tionelle Ölbohrungen in der Tiefsee, bei denen man versucht,
Sedimente mit hohen Gehalten nicht zu durchbohren. Man
fürchtet, dass die Bohrung oder die spätere Förderung lokal
zu einem Auftauen führen könnte und das Gas das Bohrge-
stänge oder Casing beschädigt oder freigesetzt wird (Hovland &
Gudmestad 2001). Es wird auch vermutet, dass ein massenhafter
Austritt von Methan - als Bläschen oder als einzige riesige Blase
- ganze Schiffe oder Bohrplattformen versenken könnte (May &
Monaghan 2003). Das könnte der Grund dafür sein, dass hin und
wieder Schiffe mysteriös verschwinden, beispielsweise im »Ber-
mudadreieck« im westlichen Atlantik. In kalten Regionen sind
Methanhydrate auch in Pipelines als Problem bekannt: Sie bilden
sich bei tiefer Temperatur, wenn das Gas nicht völlig wasserfrei
ist, und verstopfen dann das Rohr.
Weitaus umfangreicher ist die Diskussion um Methanhydra-
te im Zusammenhang mit dem Treibhausklima. Da Methan als
Treibhausgas 25-mal so wirksam ist wie Kohlendioxid, könnte
das Auftauen der Methanhydrate den Klimawandel wesentlich
verstärken. Hier wird vermutet, dass es nach Überschreiten eines
Kipppunktes zu einem sich selbst verstärkenden Prozess mit
immer stärkerer Erwärmung kommt. Problematisch wären hier
vor allem die Vorkommen der Dauerfrostböden. Im Fall der
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